Shooting Von Mailand über Paris nach Beyenburg

Beyenburg. · Modefotografin Cintia Barroso Alexander schuf während eines Gucci-Shootings eine große Bühne für den Osten der Stadt.

Fotografin Cintia Barroso Alexander hat Model Sandra Martens in Szene gesetzt.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Ein Stuhl steht in der Wupper, mitten im seichten Ufergewässer. Darauf hat eine junge Frau in schwarzer Weste und langen Lack-Handschuhen Platz genommen und posiert für die Kamera. Eine Assistentin justiert den Licht-Reflektor, eine andere frischt das Make-Up auf, wieder andere sind auf der Suche nach weiteren geeigneten Motiven. Dass sich eine solche Szenerie gerade in Beyenburg abspielt, liegt an der Modefotografin Cintia Barroso Alexander. Seit 15 Jahren lebt die Brasilianerin in Deutschland und übt ihren Beruf gern auch in ihrer Wuppertaler Heimat aus, obwohl sie mit der Kamera um die Welt reist: „Das letzte Shooting habe ich in Rio de Janeiro gemacht“, sagt Barroso Alexander und berichtet von Aufträgen in Mailand oder Australien. Nun also das vergleichsweise beschauliche Beyenburg.

Dazu kam es, weil die Fotografin häufig durch Wuppertals östlichsten Stadtteil fährt. „Die Location ist toll, mit der Natur und den Bötchen am Wasser, wir haben unsere Ruhe“, sagte die Brasilianerin. So wurde also das Ufer rund um den Bergischen Fischerei-Verein, nur unweit flussaufwärts des Beyenburger Stausees, zur internationalen Mode-Bühne.

Für das Magazin Marie Claire wurde hier eine achtseitige Monogram Story für dessen Hong Kong-Ausgabe geschaffen. Eine Monogram Story zeichnet sich dadurch aus, dass nur eine Marke gezeigt wird; im Fall des Beyenburger Shootings war das keine geringere als Gucci. Deren neueste Kollektion für den Laufsteg wurde von Barroso Alexander und ihrem Team in aufwändiger Arbeit in Szene gesetzt. Der Aufwand wurde nicht zuletzt durch ein Thema verstärkt, um das dieser Tage auch die Fashion-Branche nicht herumkommt: Ursprünglich sollten zwei Models aus den Niederlanden posieren, die aber wegen der Corona-Pandemie absagen mussten. So stand kurzfristig Sandra Martens vor der Kamera, die aus Hamburg anreiste. Sie arbeitete schon an Bilderstrecken für die InStyle oder die Cosmopolitan und ist mit den Catwalks in New York oder Paris vertraut, lief auch auf der Mailänder Fashion Week. Wuppertal stattete sie für das Gucci-Editorial erstmals einen Besuch ab, als Model falle ihr Blick in Deutschlands Westen eher auf Düsseldorf oder Köln. Doch auch im Bergischen Land fühlte Martens sich wohl: „Es gefällt mir, in der Natur zu sein.“

Trotz monatlicher Kampagnen rund um den Globus versucht Cintia Barroso Alexander mit ihren Bildern den Namen Wuppertals in der Branche zu vertreten: „Hier ist meine Basis, ich möchte die Stadt gerne bekannter machen.“ Neben Arbeiten für Modemagazine hat sie auch einen Bildband veröffentlicht und zeigt ihre Werke auf Ausstellungen. Das Shooting in Beyenburg ist nicht ihre erste Fotoreihe, die in ihrer deutschen Heimat entstanden ist. In der alten Papierfabrik in Elberfeld betreibt sie ein eigenes Fotostudio. Dort war der Ausgangspunkt für die Arbeit am Editorial an der Wupper. Es erfordert ein bis zwei Stunden Vorbereitungszeit, bis mit dem Fotografieren begonnen werden kann.

Bis alle Bilder im Kasten sind, vergeht für das Team ein ganzer Tag, an dem verschiedene Outfits und immer neue Motive abgelichtet werden. Dabei wurde die Gucci-Kollektion nicht nur durch den Fluss und die Bergischen Hügel in Szene gesetzt, es wurden auch kuriose Details wie Wirsingblätter oder ausgestopfte Tiere mit einbezogen. Wuppertal ist also spätestens jetzt nicht mehr nur für die Schwebebahn bekannt, wenn in Hong Kong bald die Modezeitschriften aufgeschlagen werden. Die entstandenen Fotos werden auch auf Barroso Alexanders Website zu sehen sein.