Wagenhalle vor dem Abriss: Die Kritik nimmt kein Ende
Zum Finale: Der Rheinische Verein für Denkmalschutz wirft den Stadtwerken vor, nicht genug für die historische Bausubstanz getan zu haben. Das weisen die WSW zurück.
Oberbarmen. Die Zeit läuft ab: In den Sommerferien wird die historische Wagenhalle der Schwebebahn in weiten Teilen abgerissen, um bis zum Sommer 2013 einem sieben Meter längeren Neubau Platz zu machen. Kosten inklusive neuer Haltestelle und aller Gerüstarbeiten: mehr als 30 Millionen Euro.
Während der Busbahnhof Oberbarmen dazu wie geplant auf den Rittershauser Platz verlegt wurde, geht Haimo Bullmann vom Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz mit Blick auf die Wagenhalle noch einmal in die Vollen: Mit ihr verliere Wuppertal jetzt das „letzte original erhaltene Bauwerk aus der Gründungsphase der Schwebebahn um 1900.“
Und dieser Verlust ziehe in der Region weite Kreise: „Die historische Wagenhalle gehört neben der Müngstener Brücke und anderen Brückenbauten zu den authentischen Zeugnissen aus den Anfängen des Stahlbaus in Westdeutschland“, sagt Bullmann. Und: „Die Wagenhalle war ein herausragendes und stadtbildprägendes Denkmal der Technik- und Verkehrsgeschichte.“
Die Wuppertaler Stadtwerke weisen den Vorwurf, sich alternativlos vom historischen Erbe der seit 1997 unter Denkmalschutz stehenden Schwebebahn zu verabschieden, auf WZ-Nachfrage zurück: „Die Schwebebahn ist ein Verkehrsmittel und keine Museumsbahn“, unterstreicht Unternehmenssprecher Holger Stephan. „Diese Diskussion wurde schon längst geführt.“
Am Bau der neuen Wagenhalle führe alleine schon aus technischer Sicht kein Weg vorbei: Abgesehen davon, dass die Bausubstanz nach mehr als 100 Jahren ersetzt werden müsse, brauche man auch für den Zwei-Minuten-Takt eine Halle mit mehr Platz: Wie berichtet, wird ihr eine Kehre vorgelagert, auf der die Wagen direkt wenden werden, ohne die Halle selbst durchqueren zu müssen, was Zeit kostet. So wird der Neubau nach Angaben der WSW gut sieben Meter länger sein als die bisherige Wagenhalle.
Während die WSW in der Diskussion auch mit dem formidentischen Neubau der Stationen Landgericht, Völklinger Straße und Werther Brücke (ab Herbst) nach historischem Vorbild argumentieren, bleibt der Verein bei seiner Kritik: Ohne erheblichen Druck der Landesregierung als oberste Denkmalbehörde hätte es selbst diesen Kompromiss niemals gegeben.
Auch das weisen die WSW zurück: „Es wurden immer Gespräche mit dem Denkmalschutz geführt“, sagt Stephan. Baukosten für gut 50 Millionen Euro — und das bei einer Wagenhalle immer noch ohne Kehre — seien nicht zu finanzieren. Mehr denn je müsse man den Kostenrahmen beim Rest-Umbau einhalten.