Elberfeld Wall: Eine Einkaufsstraße mit immer neuen Lücken
Zentrum. · Leerstände gibt es vor allem in Richtung Schloßbleiche. Die Erwartungen waren hoch, passiert ist nicht viel.
Gina Tricot, der schwedische Modeladen im Haus Fahrenkamp, hat mittlerweile die Türen geschlossen. Das Geschäft hatte nach und nach die Waren abverkauft, keine neuen bestellt und zum Ende des Jahres die Wuppertaler Filiale aufgegeben. Damit hat der Wall eine weitere Lücke an prominenter Stelle gewonnen.
Auch am Wall 28, bei der ehemaligen Santander-Bank-Filiale, ist bisher ebenfalls nicht viel zu sehen, ebenso wie im Untergeschoss des Hotels Holiday Inn Express und im Rinke-Haus gegenüber. Große Flächen, für die sich schon länger kein Mieter finden will.
Der Wall hat mal Erwartungen geweckt. Nicht nur, weil er mal etwas überschwänglich als mögliche „Kö Wuppertals“ gehandelt wurde, sondern auch wegen des Hauses Fahrenkamp, wegen der damals neuen Filiale von Peek und Cloppenburg, vielleicht auch wegen des Hotelneubaus. Der war zwar für seine Architektur kritisiert worden, signalisierte aber Investitionsbereitschaft am „Eingangstor der Innenstadt“.
Aber seit der Eröffnung ist dort nicht viel passiert. Nichts eigentlich. Tatsächlich stehen noch Bauzäune vor dem Hotel. Die Flächen unterhalb des Hotels sind noch immer leer. Auch wenn schon 2018 von „sehr ernsthaften Verhandlungen“ seitens des Investors geredet worden war. Nachrichten soll es im Februar geben, heißt es vom Investor.
Gegenüber hat vor rund einem Jahr eine Kik-Filiale aufgemacht. Damals schon ein nicht gerade willkommener Zuwachs. Man wünsche sich mehr hochwertiges, hieß es von der Stadt. Stadtentwicklungsdezernent Frank Meyer nannte den Zuzug „enttäuschend“.
Der Einzelhandel hat
es in Wuppertal schwer
Leerstand tut weh. Das weiß auch Christian Gorski, Geschäftsführer von Go Immobilien. Der Firma gehört das Haus Wall 28. Er hatte einen Interessenten für die ehemalige Bank-Filiale, hatte auf Event-Gastronomie gehofft. Aber die wird es vorläufig nicht geben. „Ich hatte mir das anders vorgestellt“, sagt er. Er sieht den Leerstand teils auch als sein Verschulden, weil er die Fläche bisher nicht intensiv genug beworben habe. Das wolle er ändern, er habe vor, mehr Investoren anzuschreiben, aktiv zu werden. Dann glaube er, werde sich auch jemand für die Fläche finden.
Felix Pellizari von Immobilien Partner NRW, das die Ladenlokale am Wall 3 und 36 vermarktet, sieht aber generell Probleme bei der Vermietung solcher Objekte: „Der Einzelhandel hat es in Wuppertal schwer.“ Das liege nicht am Wall an sich. Er sagt, er sei in „konkreten Gesprächen“ für die Leerstände am Wall 36, für den Wall 3 habe man einen Übergangsmieter, so entstehe gar nicht erst ein Leerstand. Aber er sagt auch, dass nichts sicher sei, solange nicht die Unterschrift auf dem Vertrag sei.
Bisher wurde immer die unklare Lage bezüglich des Outlet Centers am Bahnhof als Begründung für die Zurückhaltung der Händler genannt. Das kann aber jetzt nicht mehr gelten. Die Wirtschaftsförderung sieht aber die Zeit seit der Absage als zu Kurz für einen Dammbruch: „Da die Entscheidung, dass das FOC nicht kommt, noch relativ jung ist, konnten sich einige Unternehmen vermutlich noch nicht auf die neue Marktsituation einstellen. Die Wirtschaftsförderung ist aber fortwährend in Gesprächen mit den Expansionsabteilungen der Händler.“
Es gibt auch Positives zu berichten. Im Sommer hat die Modekette Hallhuber das Ladenlokal gegenüber des Hauses Fahrenkamp bezogen. Malinela Gemci, Mitarbeiterin bei dem Koffer- und Taschenhändler Hausfelder, sagt, man sei sehr froh über den Zuzug. Generell wünsche man sich aber mehr Bewegung an der Straße. Andere Händler belebten eben das Geschäft.
Auch Birgit Wegner vom gleichnamigen Strumpffachgeschäft ist froh über Hallhuber. Der direkte Nachbar Kik hingegen habe sie enttäuscht- Sie erinnere sich an die Eröffnung des neuen Rinke-Hauses. Was man damals alles versprochen habe, sagt sie.
Sie ärgert sich über die Zäune am Hotel, gleichwohl kämen von dort auch immer neue Kunden. Sie merke da schon Belebung durch den Betrieb.
Passantin Angelika Haschke sagt, die Situation zeige auch die soziale Lage in Wuppertal: Hallhuber und Kik können nebeneinander existieren. So sei eben der Bedarf. Darüber hinaus gebe es eben überall Leerstand, nicht nur am Wall.
Ute Wilhelm sieht eine mögliche Lösung in mehr Geschäften für ältere Frauen mit größeren Größen: „Wir haben mehr Geld und bestellen nicht im Internet“, spricht sie für ihre Zielgruppe.