War auch ein Überfall auf WSV-Boss Runge geplant?

Zum Geständnis eines ehemaligen WSV-Jugendtrainers und Pizzeriabetreibers (40) hatte das Wuppertaler Landgericht am Montag viele Fragen — auch zu potenziellen Opfern.

Wuppertal. Mit einer Serie von bewaffneten Raubüberfällen hielten acht Wuppertaler im vergangen Jahr die Stadt in Atem. An die 100.000 Euro erbeuteten die Männer, die in unterschiedlicher Besetzung eine S.Oliver-Geldbotin, zwei Postfilialen und den Hornbach-Baumarkt auf Lichtscheid überfielen.

Am Montag warf das Wuppertaler Landgericht im Prozess gegen einen geständigen Ex-WSV-Jugendtrainer und Pizzeriabetreiber (40) in öffentlicher Sitzung die Frage auf, ob damals auch der langjährige Präsident des Wuppertaler SV, Friedhelm Runge, von den Tätern als potenzielles Opfer in Erwägung gezogen worden sei. Der Hintergrund: Die verdächtigen Männer hatten ihren Treffpunkt in der Pizzeria des jetzt angeklagten Italieners.

Das Lokal war gleichzeitig Anlaufstelle für die Fußballer des Wuppertaler SV. Dort lernten sich der 40-Jährige und der mittlerweile zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilte Ex-WSV-Kicker Daniel K.-R. (22) kennen.

Die Runge-Idee soll laut Landgericht möglicherweise von dem mit dem Pizzeria-Betreiber verwandten Italiener Mario F. gekommen sein. Der 33-Jährige ist wegen der Überfallserie zu sechs Jahren und drei Monaten Haft verurteilt worden. Er galt zwar nicht als klassischer Boss, soll aber stets die Überfälle organisiert haben. Der aktuelle angeklagte 40-Jährige bestätigte gestern zwar, dass er den WSV-Präsidenten kenne, von einem konkreten Überfallplan wisse er aber nichts.

Von ungefähr kam die Frage des Landgerichts nicht: Bei der Suche nach Opfern soll vor allem jener Mario F. wegen akuter Geldnot erfinderisch gewesen sein. So soll er den Pizzeriabetreiber immer wieder bedrängt haben, ihn mit dem damaligen Chef des Hornbach-Baumarkts und nebenbei WSV-Sponosr bekannt zu machen. Der Pizzamann — ebenfalls in Geldnöten — gab irgendwann nach. Die Folge war der fingierte Überfall auf die Filiale auf Lichtscheid. Beute: 59 000 Euro. Dafür wurde der mittlerweile gefeuerte Hornbach-Filialleiter (45) zu drei Jahren Haft verurteilt.

Der Prozess gegen den weiter in U-Haft befindlichen 40-Jährigen wird fortgesetzt. Die Urteile gegen die übrigen sieben Männer sind noch nicht rechtskräftig.