Warum Aggressionen wie in Tröglitz in Wuppertal bisher undenkbar sind
Wuppertal. In Tröglitz in Sachsen-Anhalt führte die Ankündigung, dass der Ort 40 Flüchtlinge aufnehmen wird, zu Morddrohungen und zuletzt wohl zur Brandstiftung in der noch nicht bezogenen Unterkunft.
In Wuppertal, das bislang 2200 Flüchtlinge aufgenommen hat, sieht es zum Glück anders aus.
Herr Jung, warum klappt die Aufnahme von Flüchtlingen hier so gut?
Peter Jung: Es herrscht generell ein gutes gesellschaftliches Klima in Wuppertal. Es zeichnet unsere Stadt aus, dass hier viele verschiedene Menschen zusammenzuleben und jeder in seiner Art und Religion geachtet wird. Dabei hilft, dass unser Integrationsressort von vornherein auf eine möglichst dezentrale Unterbringung von Flüchtlingen gesetzt hat. Da der Wuppertaler Wohnungsmarkt durch ein großes Angebot gekennzeichnet ist, gelingt uns das bisher gut. Wir stellen uns der Verpflichtung, den Menschen statt Massenunterkünften ein möglichst normales, lebenswertes Umfeld zu bieten, denn wir wissen, dass ein großer Teil von ihnen traumatisiert ist.
Was tut Wuppertal über die Unterbringung hinaus?
Jung: Wir bieten den Migranten eine umfassende Betreuung von der Sprachförderung bis zur Arbeitsvermittlung — sowie alle Werkzeuge, die wir bisher schon bei der Betreuung von Migranten nutzen.
Wie ist die Bevölkerung eingebunden?
Jung: Wir nehmen die Bürger mit, informieren sie über aktuelle Entwicklungen wie etwa die präventive Einrichtung von Unterkünften in Vohwinkel. Wir bekommen viele positive Reaktionen. Viele fragen: „Was können wir tun? Wo können wir helfen?“ Die ehrenamtliche Arbeit wird von Stadt, Caritas und Diakonie koordiniert. Und wir stellen uns denen in den Weg, die sagen, dass sie solche Einrichtungen in Wuppertal nicht wollen. Denen bringen wir eine klare Haltung entgegen.