Der rot-blaue Patient Darum steckt der Wuppertaler Sportverein schon wieder in der Krise
Wuppertal · Im Kino heißt das „Täglich grüßt das Murmeltier“ und spielt Millionen von Euro ein. In Wuppertal heißt es Wuppertaler Sportverein. Ein Kommentar.
Der gute alte WSV scheint im 65. Jahr seiner Existenz wieder einmal am Scheideweg angekommen zu sein. Die Kasse ist leer, und die immer noch beträchtliche Zahl von Fans macht sich Sorgen um die Zukunft. Der rot-blaue Patient darbt. Wieder einmal. Denn täglich grüßt das Murmeltier.
Was ist nur an diesem Club, dass er in unschöner Regelmäßigkeit an seine Grenzen stößt? Warum trifft es den Wuppertaler SV immer härter als beispielsweise Vereine wie den MSV Duisburg oder Darmstadt 98?
Die Antwort ist vielschichtig. Zum einen sind da die Traditionalisten, die den Wuppertaler SV immer noch mit dem Verein gleichsetzen, der Anfang der 1970er Jahre vorübergehend die Fußballherzen Deutschlands im Sturm eroberte. Zum anderen gibt es immer wieder Akteure, die den Wuppertaler SV zu brauchen scheinen, um die eigene Bedeutung zu mehren. Beides geht immer wieder schief. Der Patriarch mit den Millionen hat es nicht geschafft, den WSV im Profifußball zu etablieren. Und die Elf-Freunde-müsst-ihr-sein-Fraktion steht ebenfalls vor den Trümmern ihrer Träume.
Die Lage ist bedrohlich
Die Realität des Wuppertaler Sportvereins im Jahre 2019 ist bedrohlich. Die Darlehenssumme ist in den vergangenen Jahren stetig auf 750 000 Euro gestiegen. Dass niemand im Vorstand des Clubs davon etwas bemerkt haben will, ist vielsagend und spricht nicht für Qualität.
Ein Verein mit großer Vergangenheit und gegenwärtig kleinem Erfolg läuft Gefahr, eine Spielwiese für Menschen zu werden, die sich Bedeutung verschaffen oder die sich bereichern wollen. Er ist eine Art Aas, an dem sich viele anstrengungslos nähren wollen. Wenn nichts mehr übrig ist, ziehen die einen weiter zum nächsten Klub mit viel Geschichte und wenig Fortune, während die anderen schwadronieren, alles getan zu haben, leider aber ohne Erfolg. Wuppertal kennt das schon viel zu lange und viel zu gut. Die aktuelle Lage ist brisant. Wieder einmal. Jeden Augenblick kann sich die Zusammensetzung des Vorstandes ändern. Nur eines ist konstant: der Wechsel. Es scheint schon wieder nur noch eine Frage der Zeit zu sein, dass die Aasfresser den nächsten Kadaver anpeilen.
Zum bisher letzten Mal hatte der Wuppertaler SV nach dem geordneten Insolvenzverfahren Boden unter den Füßen. Schuldenfrei war er zwar nicht, aber die Verbindlichkeiten waren überschaubar, und es gab einen Plan. Langsam aber sicher sollte die Rückkehr in den Profifußball gelingen. Leider haben nicht alle Beteiligten für dieses Konzept die erforderliche Geduld aufgebracht. Es ist eben nicht so glänzend, im Vorstand eines Viertligisten mitzuwirken, selbst wenn der eine glänzende Geschichte hat.
Was der WSV vom BHC lernen kann
Inzwischen ist es dem WSV gelungen, viele selbst jener zu verjagen, die es wirklich gut mit ihm meinen. Dass Unternehmen wie Barmenia und Vorwerk es vorziehen, Millionen von Euro in Erstligafußball zu investieren, ist nicht verwerflich. Solche Unternehmen brauchen eine möglichst große öffentliche Wahrnehmung. Für den WSV gleichzeitig wenig oder gar nichts übrig zu haben, sagt allerdings viel über den Ruf des Vereins aus. Kein Vertrauen.
Dabei hätte dieser Club, anders sogar als ein Handball-Bundesligist, das Zeug dazu, Wuppertal in Deutschland zu repräsentieren und das schiefe Bild von dieser Stadt zu begradigen. Dazu aber ist er heute nicht in der Lage.
Das kann anders werden, wenn der Wuppertaler Sportverein, wenn seine Mitglieder und Fans es anders wollen. Die Professionalität des Bergischen HC, gepaart mit der Popularität des Fußballs, dazu viel Geduld, Seriosität und Besonnenheit – das sind die Zutaten, die aus einem rot-blauen Patienten einen quicklebendigen Werbeträger für Wuppertal und das gesamte Bergische Land machen können.