Warum ein Pater kurz vor Weihnachten eine Pistole kaufte
Alle Jahre wieder ist das Weihnachtsfest für Geistliche und Theologen eine besondere Zeit. Es bringt aber auch kuriose Erlebnisse mit sich.
Heiligabend sind die Kirchen wieder voller als bei Gottesdiensten sonst im Jahr. Denn es ist die stimmungsvollste Zeit im Kirchenjahr. Die Weihnachtsfeiertage sind aber auch die Tage, an denen Menschen mit einer religiösen Berufung beruflich besonders gefordert sind. In den Pfarrhäusern werden Weihnachtsfeste besonders intensiv gelebt, manchmal bleiben ganz besondere Erinnerungen zurück.
Superintendentin Ilka Federschmidt kann sich an ein Weihnachtsfest erinnern, als ihre kleinen Kinder zwei Meerschweinchen geschenkt bekamen. Die durften wegen der Kälte ins Haus. „Dort stand die von meinem Vater gebaute Weihnachtskrippe aus Holz, mit einem breiten Futtertrog mit echtem Stroh. Kurz darauf fanden wir eines der Meerschweine selig schlummernd in der Futterkrippe, wohl zu der Heiligen Nacht“, berichtet Ilka Federschmidt.
Nicht ganz so friedlich ging es vor einigen Jahren im Pfarrbüro der katholischen Laurentiuskirche zu, wie Pastoralreferent Werner Kleine berichtet. „Bei uns meldete sich immer wieder einmal ein Mann, der eine finanzielle Unterstützung einforderte. Kurz vor Weihnachten tat er das sehr massiv, holte eine Pistole aus der Tasche und drohte, sich zu erschießen, sollte er nicht 750 Euro bekommen. Der damalige Stadtdechant Pater Antonius Hogema hat dem Mann die Pistole für 50 Euro abgekauft“, erzählt Werner Kleine schmunzelnd. Der „Hogemaschen Problemlösung“ folgte ein Heiligabend mit einer weiteren Überraschung, als der für seine Güte stadtbekannte Pater ein besonderes Geschenk ankündigte und vor den Augen seiner Gäste die Pistole auf den Tisch legte. „Zum Glück hat sich herausgestellt, dass die Waffe nie für ein Verbrechen benutzt worden ist“, sagt Kleine.
Hinter verschlossenen Türen landete der evangelische Pfarrer Michael Seim nach einem Gottesdienst in der Klinik Bergisch-Land, weil ohne sein Wissen die Schlösser ausgetauscht worden waren und seine Schlüssel nicht mehr passten. „Dass ich den Familien-Gottesdienst der Reformierten Gemeinde in Ronsdorf noch pünktlich erreicht habe, verdankte ich einem Weihnachtsengel in Gestalt eines Gemeindemitgliedes“, so der Pfarrer.
Das Lied von der „Stillen Nacht“ wird von manchen Menschen als sentimentaler Kitsch empfunden. Das Lieblingslied des früheren Pfarrers der katholischen Gemeinde St. Antonius, Karl-Theodor Löckenhoff, war es jedenfalls nicht. Der bodenständige Löckenhoff erteilte dem damaligen Regionalkantor Frank Höndgen die Anweisung, das Lied nicht im Gottesdienst zu spielen, worauf der Organist die Melodie in Variationen in die Begleitmusik zum Beispiel beim Austeilen der Kommunion einfließen ließ. Zur stillen Freude derer, die von der Anweisung wussten und das Lied gern selbst angestimmt hätten.
Prädikant Harald Hülle ist eine Adventfeier bei einer Rheinischen Gemeinde in Erinnerung. Der dortige Gemeindepfarrer war beeindruckt, dass sich trotz Eisregens viele Zuhörer eingefunden hatten. Er begrüßte die Gäste mit den Worten: Ich denke mir, dass Sie vielleicht lieber am warmen Ofen geblieben wären, um Rossäpfel zu braten — oh, Entschuldigung — um Bratäpfel zu rösten. „Ein schallender Applaus war dem verdutzten Redner sicher“, erinnert sich Harald Hülle.
Die Evangelische Theologin Renate Schatz wohnt mit ihrer Familie im Gemeindehaus. Bei der Aufführung eines Krippenspiels führte der Weg für ihren Sohn deshalb zur Bühne im Gemeindesaal nur eine Treppe hinunter.
Renate Schatz: „Mein Sohn ist der Josef. Alle sind festlich gekleidet. Souverän führt er Maria über die Bühne, die legt das Kind in die Krippe. Alles ist still. Doch was sehe ich? Josef hat Pantoffeln an. Zum Glück fragt keiner, wie Josef auf Pantoffeln nach Bethlehem gekommen ist.“