Lebenswelt Von der Lust, im Hochhaus zu wohnen

Wuppertal · Martin Bang sieht auch für ältere Mitmenschen einige Vorteile.

Werner Bang schätzt unter anderem Aussicht von seiner Wohnung im 14. Stock.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Steigende Mieten einerseits und Proteste gegen das Bebauen von Wiesen und Feldern andererseits bestimmen die Schlagzeilen. Die Lösung liegt in der Höhe. So wie bei Werner Bang, der in der 14. Etage eines Hochhauses am Eckbusch wohnt. „Es ist einfach wunderbar hier“, schwärmt der 88-Jährige und möchte alle Vorurteile gegen Hochhäuser entkräften. Denn in Wuppertal gibt es diverse Hochhäuser, die mit einem sozialen Brennpunkt nicht das geringste zu tun haben.

Das fängt schon beim Äußeren an. Kein Fitzelchen Müll ist am Zuweg zum Hochhaus zu sehen. Blühende Büsche und Blumen säumen den Weg. Die 188 Parteien am Eckbusch 41 leisten sich einen eigenen Hausmeister, der die Grünanlagen und die Technik des Hauses in Ordnung hält. Er mäht den Rasen, achtet darauf, dass alle Leuchten funktionieren und steht den Bewohnern auch bei kleineren Problemen in ihren Wohnungen mit Rat zur Seite. Die glänzende Eingangshalle mit den großen Pflanzenkübeln wird jeden Tag von einer externen Firma geputzt, die Treppenhäuser wöchentlich. So macht alles einen einladenden, freundlichen Eindruck.

Mietwohnungen gibt es am Eckbusch fast gar nicht. In fast allen Wohnungen wohnen die Eigentümer, oft schon seit vielen Jahren. Manche sind beim Bau des Hochhauses 1972 eingezogen und nie mehr weggegangen. Oder sind als Kinder hier aufgewachsen und nach der Berufsausbildung zurückgekommen. Werner Bang kennt fast jeden im Haus, grüßt freundlich, wechselt ein paar Worte. „Hier gibt es nachbarschaftliche Hilfe in allen Bereichen“, erzählt er. Eine Nachbarin stellt ihm beispielsweise manchmal einen Strauß Blumen von ihrem Balkon vor die Tür.

Werner Bang wohnte ursprünglich in einem Einfamilienhaus und kaufte mit Beginn der Rente die Vier-Zimmer-Wohnung im Hochhaus. Wo er vorher jeden Einkauf viele Treppen zum Haus hochtragen musste, kann er nun bequem mit dem Aufzug fahren. „Das ist wirklich altersgerechtes Wohnen hier“, freut er sich. „Hier zu leben ist ideal.“

Der Ausblick
ist überwältigend

Seine Ehefrau sitzt mittlerweile im Rollstuhl, was in der geräumigen Wohnung perfekt funktioniert. 119 Quadratmeter Platz haben die beiden und eine große Loggia dazu. Der Blick von dort ist überwältigend: Bis nach Leverkusen reicht die Sicht. Direkt vor dem Balkon wölben sich weite Waldflächen, in der Ferne sind der Lichtscheider Wasserturm, der Sender auf Rigi Kulm und sogar eine Spitze vom „Attadösken“ zu sehen.

Wohnungen unterschiedlichster Größe sind in dem Hochhaus versammelt. Vom Einzimmerappartement bis zur familientauglichen Vier-Zimmer-Wohnung ist alles vertreten. Viele Wohnungen kommen gar nicht auf den freien Markt, wenn sie verkauft werden sollen; oft finden sich im Verwandten- und Freundeskreis schnell Interessenten.

Besucher müssen wissen, dass das Haus in zwei Teile mit jeweils eigenen Fahrstühlen aufgeteilt ist. Das Schwimmbad im Keller – durch die Hanglage mit breiter Glasfront zum Wald hin – und den Fitnessbereich mit Geräten, Trampolin und Tischtennisplatte nutzen alle gemeinsam. Hinter dem Haus gibt es einen Spielplatz. Er hat über die Jahre allerdings an Attraktivität verloren, da nur noch wenige Kinder im Haus wohnen.

Die Lage des Hauses ist kaum zu toppen: Wenige Meter entfernt haben mehrere Busse ihre Haltestelle. Ebenfalls nur 170 Meter sind es bis zum CAP-Frischemarkt, wo es alle Lebensmittel und Dinge des täglichen Bedarfs gibt.

Die angeschlossene Bäckerei hat sich zum beliebten Treffpunkt entwickelt: Ältere Menschen setzen sich dort morgens auf einen Kaffee zusammen – derzeit vor allem vor dem Laden – und tauschen Neuigkeiten aus. Auch das evangelische Gemeindezentrum ist direkt nebenan. Dort gibt es in normalen Zeiten Gymnastik, Sprach- und Literaturtreffs und eine Bücherei. Danach kommen Wälder und Felder mit schönen Spazierwegen. „Es ist leise hier“, betont Werner Bang. „Es ist ein Privileg, hier zu wohnen.“