Wuppertal forscht Lieferketten in der Krise besser managen
Wuppertal · Das Wuppertal Institut über Regelungen für nachhaltige und kreislauforientiere Abläufe.
In 2019 gaben die Deutschen laut vorläufigen Statista-Angaben rund 77,5 Milliarden Euro für Bekleidung und Schuhe aus – Tendenz steigend. Hergestellt wird die Kleidung meist in Entwicklungsländern, oft unter miserablen Bedingungen für die Beschäftigten und die Umwelt. Die Situation verschärfte sich durch die Covid-19-Pandemie zusätzlich, denn gerade die ärmsten Länder sind besonders von der Pandemie betroffen.
Aktuell wird im Bundeskabinett die Verabschiedung eines neuen Lieferkettengesetzes diskutiert, das Unternehmen für menschenrechtliche Sorgfaltspflichten und Umweltschutz mit in die Verantwortung nehmen will. Firmen sollen dafür einstehen, wenn in der Lieferkette Menschenrechte nicht eingehalten werden – etwa, wenn die Arbeitsbedingungen und -rechte gewissen Anforderungen nicht entsprechen. Grundsätzlich vernünftig, gleichzeitig aber in der Ausformulierung und Umsetzung auch umstritten. Hier gibt es insbesondere Nachbesserungsbedarf beim Umweltschutz und den Sozialstandards, wie Lohngleichheit und Arbeitssicherheit, und es fehlt bislang auch eine europaweite einheitliche Gesetzgebung.
Daher fordern die Forschenden des Wuppertal Instituts in Kooperation mit dem Centre for Sustainable Production and Consumption (CSCP) und der sustainabill GmbH in ihrem Zukunftsimpuls „Nachhaltige Lieferketten: Global kooperative Regionalwirtschaften für Wohlstand und Resilienz“ verbindliche Regelungen und einheitliche Vorgaben für nachhaltige und kreislauforientiere Lieferketten. Ihr Appell: Regionalwirtschaften sollten global miteinander kooperieren und sich gegenseitig wirtschaftlich und sozial unterstützen – vor allem in Krisenzeiten wie derzeit.
Die Forschenden entwarfen ein Szenario, welches die weltweiten Ungleichheiten hinsichtlich der Chancen und Lebensqualität grundlegend reduzieren und die natürlichen Lebensgrundlagen dauerhaft bewahren könnte. Dafür müssten Wertschöpfung, Geschäftsmodelle und Innovationen globalisiert und Materialflüsse regionalisiert sowie in Kreisläufen geführt werden. Zudem sollten Lieferketten transparent gestaltet und insbesondere kleine und mittlere Unternehmen bei der Umsetzung unterstützt werden, damit sich nachhaltiges Handeln für sie lohnt.