WZ-Telefonaktion „Herzschwäche ist meistens eine chronische Krankheit“
Wuppertal · Vier Herzspezialisten beantworteten Fragen der WZ-Leser.
Was bedeutet die Diagnose Herzschwäche? Was ist die Ursache? Welche Medikamente helfen? Und welchen Sport kann ich mit Herzschwäche noch betreiben? Diese und andere Fragen stellten am Mittwoch Leserinnen und Leser bei der WZ-Aktion zu den Herzwochen 2020. Beantwortet wurden sie von vier Wuppertaler Herzspezialisten.
Da gab es eine Patientin, die die Diagnose Herzschwäche erhalten hatte, mehr über die Krankheit erfahren wollte. Wie sie wollten viele Anrufer wissen, was die Ursache der Herzschwäche ist. Und bekamen erklärt, dass Bluthochdruck, Durchblutungsstörungen am Herzen und Herzklappenschädigungen die drei Hauptursachen sind. „Die müssen behandelt werden“, betonte Dr. Jan-Erik Gülker, Chefarzt der Kardiologie im Petrus-Krankenhaus. Die Behandlung dieser Krankheiten könne auch Herzschwäche vorbeugen.
Viele Fragen gab es zu den Medikamenten. „Das ist ganz typisch, weil es so viele Medikamente gibt“, sagte Dr. Gülker. Einige Mittel setzten etwa beim Bluthochdruck an, andere zögen Wasser aus dem Körper. „Das ist für viele unübersichtlich“, erklärte er. Deshalb sei es auch richtig, nachzufragen und sich die Medikation immer wieder erklären zu lassen. Zudem müsse die Dosierung langsam erhöht werden, weil Medikamente sonst nicht vertragen werden. Daher seien immer wieder Anpassungen nötig: „Das ist ein Marathon, kein Sprint.“
Dr. Herbert Probst, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie in der Praxis Kardiologie-Angiologie Wuppertal, bekam die Frage, wie Medikamente zu Bluthochdruck und zur Herzschwäche zu kombinieren sind. Er erklärte, dass man beide Krankheiten zusammen sehen und daher auch zusammen behandeln müsse. Denn Bluthochdruck könne eine Ursache für Herzschwäche sein.
Auch Prof. Dr. Bernd Sanner, Ärztlicher Direktor, Chefarzt der Medizinischen Klinik und Leiter des Kardiologischen Zentrums im Agaplesion Bethesda Krankenhaus, wurde nach Medikamenten gefragt und erläuterte, dass sie bei jedem Patienten je nach Situation kombiniert werden müssen.
Ihn fragte auch ein Anrufer, welchen Sport er mit Herzschwäche noch betreiben darf. Prof. Sanner erklärte ihm, dass Sport immer individuell angepasst werden sollte. „Aber Ausdauersport kann eine wichtige Säule sein“, betonte er.
Nach Elektrosmog wurde Prof. Dr. Melchior Seyfarth, Direktor der Kardiologie im Helios Klinikum, unter anderem gefragt. Der Anrufer fürchtete, dass das Handy oder schnurlose Telefone Auswirkungen auf seine Beschwerden hat. Prof. Seyfarth sagte: „Nach Erfahrung der Ärzte haben die Beschwerden meist andere Ursachen.“ Auch Dr. Probst konnte einen Anrufer beruhigen, dass kabellose Kopfhörer für den Fernseher den Herzschrittmacher nicht stören.
Auf die Frage, ob Herzschwäche heilbar ist, musste Prof. Seyfarth klarmachen, dass die Herzschwäche nur selten wieder verschwindet. „Meistens ist das eine chronische Erkrankung.“ Patienten müssten deshalb immer wieder zur Kontrolle zum Arzt. Wer das annehme, habe jedoch tolle Möglichkeiten. Ihn bestätigte Dr. Probst: Herzschwäche-Patienten könnten heute durch Medikamente länger und mit mehr Lebensqualität leben.
Einen wichtigen Rat wollte Prof. Seyfarth den WZ-Lesern mit auf den Weg geben: „Hören Sie nicht wegen Corona auf, zum Arzt zu gehen!“ Leider seien Menschen gestorben, weil sie aus Angst vor Corona nicht ins Krankenhaus wollten. „Wer ernste und beängstigende Beschwerden wie Atemnot, Schmerzen oder gar Ausfallerscheinungen hat, sollte ohne Zögern Hilfe rufen, ob den Hausarzt, Facharzt oder Notarzt.“