Wuppertal Weihnachtspäckchen sind hinter Gittern nicht erlaubt
Eine Kerze pro Zelle und Kartoffelsalat an Heiligabend: Leiterin Karin Lammel erklärt, wie das Fest in der JVA Ronsdorf begangen wird.
Wuppertal. Gemütliches Treffen unterm Weihnachtsbaum mit netten Menschen, Plätzchen und Geschenken — für diejenigen, die die Feiertage hinter Gitter verbringen müssen, ist das nicht möglich. In der Jugendhaftanstalt in Ronsdorf bemüht man sich trotzdem um zumindest ein wenig Weihnachtsstimmung, berichtet Leiterin Karin Lammel.
Schon seit Beginn der Adventszeit gibt es eine weihnachtliche Dekoration auf dem Gelände: Neben dem „Haus der Begegnung“, dem zentralen Treffpunkt mit Kapelle, steht eine selbst gestaltete Krippe: Lebensgroß sind Maria und Josef mit dem Jesuskind in einem Holzverschlag dargestellt, gezimmert und gemalt von Häftlingen, die in der Schreinerwerkstatt der JVA arbeiten.
Bedienstete haben sie dekoriert mit Strohballen und einem Weihnachtsbaum. „Sie ist teilweise von den Höfen für die Freistunden zu sehen, teils von den Hafträumen, die in diese Richtung blicken und von den Gängen zur Schule und zu den Werkstätten“, erklärt die Juristin. Die einzelnen Gefangenen-Abteilungen haben in den letzten Tagen kleine Weihnachtsfeiern abgehalten.
Für die Häftlinge, die in ihrer Zelle Weihnachtsstimmung erleben wollen, haben die Seelsorger der JVA jeweils eine Kerze und einen Tannenzweig verteilt. Da die meisten Gefangenen auch die Erlaubnis haben, in ihrer Zelle zu rauchen, haben sie auch Feuerzeuge. Nur besonders gefährdeten Häftlingen ist das verboten.
An Heiligabend wird es um 13.30 Uhr einen ökumenischen Gottesdienst geben, den auch ehrenamtliche Helfer begleiten. Die Seelsorger werden Weihnachtstüten verteilen, in denen sich typische Süßigkeiten — ohne Alkohol — befinden. Denn die Angehörigen dürfen keine Päckchen schicken. Nur Postkarten und Briefe sind erlaubt. „Manche sind sehr liebevoll verziert“, berichtet die Anstaltsleiterin.
Die Weihnachtstüten wurden von den katholischen und evangelischen Gefängnisvereinen gepackt, finanziert wurden sie über Spenden. So eine Tüte erhält jeder Gefangene, auch wenn sie nichts mit dem christlichen Glauben zu tun haben. „Die Gefangenen sollen spüren, dass es Menschen gibt, die sich mit ihnen verbunden fühlen“, erklärt Karin Lammel die Idee.
Das Essen an Heiligabend entspricht mit Würstchen und Kartoffelsalat einer deutschen Tradition. Die Würstchen bestehen aus Truthahnfleisch. Wer gar kein Fleisch isst, erhält einen vegetarischen Bratling. Auch am ersten Weihnachtstag wird besonderes Essen ausgegeben: Putenfilet mit Schaschliksoße, Spinat und Reis — wahlweise wieder ein Bratling.
Am zweiten Weihnachtstag richten evangelische Gemeinden des Bergischen Landes einen Gottesdienst um 10 Uhr aus. Danach wird es auch ein gemütliches Beisammensein geben.
Ab dem Tag wird es auch wieder Besuche geben: „Wir haben viele Besuche terminiert“, sagt Karin Lammel. Bis zu einer Stunde können die Besucher die Häftlinge im Besuchsbereich sprechen. Auch dabei sind keine Mitbringsel erlaubt, Kaffee Schokoriegel spendet ein Automat.
Für die Zeit zwischen den Feiertagen stehen besonders viele Sport- und Freizeitangebote wie Spielerunden, Kochen oder Filmnachmittage auf dem Programm, denn die Schule hat natürlich Ferien. Kreative Häftlinge sind eingeladen, in der Zeit an einem Malwettbewerb teilzunehmen. Ihre Bilder werden zunächst ausgestellt, später sollen sie einige Wände in der JVA verschönern.