Weltwassertag Weltwassertag in Wuppertal: „Die Toilette ist kein Mülleimer“

Wuppertal · Die Verbraucherzentrale, die Stadt und der Wupperverband machen gegen Fremdstoffe im Abwasser mobil. Mit Aktionen in Elberfeld und Barmen soll die Öffentlichkeit auf das Problem aufmerksam gemacht werden.

Thomas Klein vom Wupperverband, Reinhard Gierse von der städtischen Umweltplanung sowie Anne Sprinz und Caroline Pilling von der Verbraucherzentrale (v.l.).

Foto: Fries, Stefan (fri)

Wer derzeit am Kirchplatz in Elberfeld unterwegs ist und auf den Boden schaut, wird die gelben Graffiti und die auf Gullydeckel aufgeklebten Informationen zum „Allgemeinwissen Abwasser“ schnell entdecken. Sie machen auf ein Thema aufmerksam, das anlässlich des Weltwassertages am 22. März in den Fokus rückt: Fremdstoffe im Abwasser.

Da ist jeder Bürger und jede Bürgerin gefragt, werden doch über das heimische WC, die Küchenspüle oder auch den Gullydeckel vor Haus und Wohnung immer wieder flüssige und feste Abfälle entsorgt, die dort nicht hingehören. 

Deshalb hat sich die Verbraucherzentrale NRW des Themas angenommen und will die Öffentlichkeit mit Aktionen in Elberfeld und Barmen auf das Problem aufmerksam machen. „Es gibt leider sehr viele Fremdstoffe im Abwasser, die da nicht hingehören. Wir möchten mit der Aktion erreichen, dass die Toilette nicht mehr zum Mülleimer gemacht wird“, sagte Caroline Pilling von der Umweltberatung der Beratungsstelle Wuppertal der Verbraucherzentrale NRW.

Unter dem Motto „Ich sehe was, was du nicht siehst!“ wollen Verbraucherzentrale, Stadt und Wupperverband die Sensibilität in der Bevölkerung erhöhen. Immerhin 14 Prozent der Haushaltsabfälle landen nach Angaben von Pilling im Abwasser. Das seien etwa Medikamente aller Art, Feuchttücher, Hygieneartikel, Speisefette und -öle, Kippen, Textilien, Haustierstreu, Essensreste, aggressive Putzmittel oder Haushaltschemikalien. Das sei absolut nicht nötig, betonte die Umweltexpertin. „Für alles gibt es vernünftige Entsorgungswege!“

Die Fremdstoffe aus den Privathaushalten erschwerten die Reinigung in den Kläranlagen unnötig, erklärte Thomas Klein, Geschäftsbereichsleiter Technik und Flussgebietsmanagement beim Wupperverband. Häufig auftauchende Abfälle im Abwasser seien etwa Wattestäbchen oder Feuchttücher. In den Kläranlagen werden Abfälle ab einer Größe von vier bis fünf Millimetern in speziellen Rechen herausgesiebt. Eine Müllmenge in der Größenordnung von 2100 bis 2500 Tonnen werde so jedes Jahr in den elf Kläranlagen des Wupperverbandes gesammelt. Kleinere Objekte oder eben flüssige Stoffe könnten auf diese Weise aber nicht herausgefischt werden.

Die sachgerechte Entsorgung liegt auch im Interesse der Bürger

Auch Klein verweist auf andere und bessere Entsorgungswege. Altöl, Lacke und Chemikalien nehmen Annahmestellen für Sondermüll entgegen, Essensreste und erkaltete Fette gehören in die Restmülltonne, ebenso wie Slipeinlagen, Binden, Tampons oder Windeln. Dort können auch Kippen oder Medikamente ihrer letzten Bestimmung zugeführt werden. Die sachgerechte Entsorgung liegt nach Angaben von Klein auch im Interesse der Bürger: „Abfälle wie Speisefette verstopfen ja auch die eigenen Abwasserrohre.“ Zudem sorge das aufwendige Reinigungsverfahren in den Kläranlagen für steigende Kosten – die dann letztlich via Gebühren auf die Haushalte umgelegt werden könnten.

Auch den Entsorgungsgang zum Gully vor der Haustür sollte der Bürger vermeiden. „Wir haben in Wuppertal ein Trennsystem zwischen Abwasser und Regenwasser“, erklärte Reinhard Gierse von der Stabsstelle Umweltplanung in der Stadtverwaltung. Wer also Abfälle wie Dispersionsfarbe oder Chemikalien in einen öffentlichen Gully schütte, könnte sein Abwasser in die Regenwasserkanäle schütten. Damit werde Regenwasser belastet, das anders als Abwasser nicht in einer Kläranlage gereinigt werde. 

Anders als man meinen könnte, verursacht das Abwasser aus Gewerbebetrieben dagegen in der Regel weniger Sorgen und Probleme in den Kläranlagen. Bei Gewerbebetrieben sei die Einleitung des Abwassers durch die „Indirekteinleiterverordnung“ des Landes NRW organisiert, betonte Thomas Klein vom Wupperverband. Diese Auflagen würden immer wieder von Mitarbeitern der unteren Wasserbehörde der Stadt überprüft.

Diese Vorgaben und die Kontrollen durch die Behörde seien der Grund, warum in der Wupper mittlerweile „wieder über 25 Fischarten“ anzutreffen seien, ergänzte Reinhard Gierse von der städtischen Umweltplanung. Sollte es doch einmal zu einer Verschmutzung mit problematischen Stoffen durch einen Gewerbebetrieb kommen, handle es sich um einen Unfall in einer Firma.