Weniger Arbeitslose, aber mehr Zeitarbeit
In Wuppertal suchen weniger Menschen einen Job als im Vorjahr. Viele Angebote kommen von Personaldienstleistern.
Wuppertal. Es waren gute Nachrichten, die Martin Klebe, Chef der Agentur für Arbeit in Wuppertal, am Donnerstag zu verkünden hatte: Die Zahl der Arbeitslosen ist in Wuppertal erneut leicht gesunken. Die hiesige Statistik folgt damit einem bundesweiten Trend. Vor einem Jahr gab es in der Stadt insgesamt 20 398 Arbeitslose, derzeit sind es 18 722 — bei einer Arbeitslosenquote von jetzt 10,8 Prozent.
Vor allem gut ausgebildete Fachkräfte haben derzeit gute Chancen auf einen festen Job. Allein im vergangenen Monat wurden der Agentur für Arbeit 893 freie Stellen neu gemeldet. Allerdings haben viele davon einen kleinen Schönheitsfehler: Etwa 40 Prozent dieser gemeldeten Stellen stammen von Zeitarbeitsunternehmen. „Der Anteil der Beschäftigten dort wird aber häufig überschätzt“, sagt Klebe. „In Wuppertal befinden sich etwa vier von 100 Menschen in einem solchen Beschäftigungsverhältnis.“ Trotzdem hat sich der Anteil in den vergangenen zehn Jahren fast verdoppelt — trotz eines zeitweiligen Tiefs, denn die allgemeine Wirtschaftskrise ist auch an den Zeitarbeitsfirmen nicht spurlos vorübergegangen.
Eine derjenigen, die verhältnismäßig geringe Einbußen zu verschmerzen hatte, ist die Wuppertaler Zeitarbeitsfirma A!B!C. „Während der Markt insgesamt um 50 Prozent nachgegeben hat, waren es bei uns nur 25 Prozent“, sagt Geschäftsführer Thorsten Westhoff. Wie die WZ berichtete, war der Personaldienstleister der erste deutsche, der mit dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) einen Mindestlohn von 8,50 Euro vereinbart hat.
Westhoff verspricht sich davon langfristig einen Wettbewerbsvorteil: „Geld ist ein Motivationsanreiz“, sagt er und geht davon aus, dass besser bezahlte Arbeitnehmer auch bessere Arbeit leisten und die Firmen letztlich davon profitieren.
Mit der Agentur für Arbeit kooperiert A!B!C schon länger, am Donnerstag unterzeichneten beide Seiten einen offiziellen Kooperationsvertrag. „Er regelt die gegenseitigen Rechte und Pflichten und soll den Ablauf standardisieren“, sagt Hans-Joachim Brix, Vermittler im Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit Wuppertal. So können sich Zeitarbeitsfirmen mit ihren Anfragen an die Arbeitsagentur wenden, die ihrerseits versucht, geeignete Kräfte zur Verfügung zu stellen. Erklärtes Ziel aller Beteiligten ist es, möglichst viele Menschen „in Lohn und Brot“ zu bringen. Und dabei gilt offenbar der Grundsatz: Besser Zeitarbeit als gar keine.