Wirtschaft Wenn der eigene Name als Marke und Erfolgsgarant dient
Peter Witt erforscht Familienunternehmen. Die Bergische Region ist ein Schwerpunkt dieser Unternehmensführung.
Das Bergische Land ist im bundesweiten Vergleich eine der führenden Regionen für Familienunternehmen. Dabei müssen es nicht immer nur Unternehmen wie Vorwerk, Vaillant oder Knipex sein, die auf die Unternehmensführung oder/und –beaufsichtigung durch die Eigentümer setzen. Oft sind es auch viele kleine und mittelständische Unternehmen, die sich in ihren Sparten zum Marktführer oder „Hidden Champion“ entwickelt haben. Durch die starke Tradition des verarbeitenden Gewerbes in der Region seien auch heute noch viele Unternehmen in den Händen der Nachkommen der Gründerfamilien oder deren Nachfolger, sagt Professor Dr. Peter Witt, Inhaber des Lehrstuhls für Technologie- und Innovationsmanagement der Bergischen Uni.
Witt beschäftigt sich seit Jahren mit dem Thema „Familienunternehmen“ und hat in diesem Jahr in dritter Auflage das Buch „Family Business Governance. Erfolgreiche Führung von Familienunternehmen“ veröffentlicht, Mitautoren sind Alexander Koeberle-Schmid und Hans-Jürgen Fahrion. Denn auch wenn in Zeiten der Globalisierung Unternehmenskonglomerate oder die vielbeschworenen „Heuschrecken“ den Ton in der transnationalen Firmenwelt zu bestimmen scheinen, so sind Familienunternehmen alles andere als Relikte vergangener Wirtschaftszeiten.
Begriff „Familienunternehmen“ wird oft schwammig benutzt
Familienunternehmen seien in der Regel „sehr gut aufgestellt“, betont Witt. Weil das Eigentum an den Firmenanteilen und die Leitung des Unternehmens in einer Hand lägen, seien die Bedingungen für einen wirtschaftlich soliden Kurs grundsätzlich gegeben. „Familienunternehmen haben zudem oft einen Markennamen, der ihnen eine besondere Glaubwürdigkeit bei den Kunden verleiht“, betont der Wirtschaftsprofessor. Zudem planten die Betriebe langfristig und „denken in Generationen“. Da viele den Gang an die Börse scheuten, seien sie den volatilen Entwicklungen an diesem Markt nicht unterworfen und müssten auch keine Ad-hoc-Mitteilungen zum Börsenkurs machen.
Wobei der Begriff „Familienunternehmen“ bisweilen etwas unscharf benutzt wird. Witt warnt deshalb davor, allzu vorschnell zu viele Unternehmen unter dem Begriff des Familienunternehmens zu subsumieren. So würden mitunter auch schon Start-ups pauschal als Familienunternehmen mitgezählt. Für ihn sind Familienunternehmen jene Unternehmen, in denen ein „signifikanter Mehrheitsanteil“ bei einer Familie und eben nicht zum Beispiel an der Börse gelistet ist und wo die Eigentümer einen gewichtiges Wort bei der Firmenführung mitreden: sei es direkt über die Geschäftsleitung oder im Aufsichtsrat beziehungsweise einem Beirat.
Nach Angaben des Online-Portals Die Deutsche Wirtschaft (DDW) und der Stiftung Familienunternehmen sind 91 Prozent aller Betriebe in Deutschland Familienunternehmen. Darunter finden sich natürlich viele kleine und mittelständische Unternehmen, aber auch 200 Umsatz-Milliardäre. Auch das Prinzip der Nachhaltigkeit und die Verantwortung für die Mitarbeiter würden in den Familienunternehmen stärker beherzigt als zum Beispiel in Kapitalgesellschaften mit Streubesitz, heißt es. Laut der Stiftung Familienunternehmen erhöhten die 500 größten Familienunternehmen zwischen 2006 und 2014 die Zahl ihrer Mitarbeiter um 19 Prozent. Im selben Zeitraum stieg die Zahl der Mitarbeiter in den Dax-Unternehmen, die nicht familiengeführt sind, dagegen nur um zwei Prozent. Der Vorstandsvorsitzende der Stiftung, Brun-Hagen Hennerkes, bezeichnet Familienunternehmen deshalb auch „als stabiles Eigentum in geduldigen Händen“.
Im bundesweiten Ranking der meisten großen Familienunternehmen liegt Wuppertal laut DDW-Berechnungen übrigens nicht unter den ersten zehn Plätzen, hat aber immerhin noch Bundesliga-Niveau. Wuppertal belegt Rang 14 (7 Familienunternehmen). Die Top drei sind Hamburg (63), München (31) und Düsseldorf (22), aus NRW liegen noch Köln, Bielefeld, Essen und Mönchengladbach vor der Bergischen Metropole.