Wenn Schimpansen schlafen, ist ein Pinguin noch wach

Bei einer Abendführung sahen die Besucher den Wuppertaler Zoo einmal von einer anderen Seite.

Foto: Stefan Fries

Zoo. „Wunderbar, diese Stille“, freute sich Nina Böhmer, als sie mit 31 anderen interessierten Besuchern am Montag an der Abendführung durch den Grünen Zoo teilnahm und sah, dass sich ein Rudel Milos, Davidhirsche, schon unter einem Baum zur Ruhe gelegt hatte. Was für die seltene Tierfamilie gar nicht selbstverständlich war. „Ich denke, dass sie ihr neues Gehege jetzt angenommen haben“, erklärte sachkundige Zoolehrerin Sybille Zanner, die nahezu zweieinhalb Stunden mit der Besuchergruppe unterwegs war und viele fesselnde Einblicke in die Welt der exotischen Gäste vermittelte.

Auffallend, dass die meisten Zoobewohner die Zooschließung um 18 Uhr auch als ihren persönlichen Feierabend betrachten und ihre Aktivitäten weitgehend eingestellt hatten. Ausnahme: die niedlichen Präriehunde, die zwar ein durch einen Elektrozaun gesichertes Gehege haben, aber plötzlich auf der gegenüberliegenden Wiese auftauchten und dort zur Freude der Abendbesucher emsig buddelten. Sie hatten sich unter Elektrozaun und Asphaltweg diverse Gänge gegraben und sprühten offensichtlich noch vor lauter Tatendrang. Im Gegensatz zu den kalifornischen Seelöwen, die malerisch auf die Felsen drapiert, die letzten Sonnenstrahlen genossen. „Mylo“, der mächtige Bulle hatte sich schon diskret zurückgezogen.

Natürlich wies Sybille Zanner auch auf die riesige Baustelle ein paar Meter weiter hin, wo für rund fünf Millionen Euro 2019 „Aralandia“, die Heimat für bedrohte Papageienarten, Flamingos und die Kudus (Zwerghirsche) entstehen soll.

Im Südamerikahaus gingen die Blicke nach oben zu den beiden Faultieren, die sich dort unter der Decke des ehemaligen Elefantenhauses an Seilen unter minimalstem Bewegungsaufwand entlang hangelten. „Wir hoffen auf Nachwuchs“, wünscht sich Sybille Zanner zumindest auf diesem Gebiet mehr Aktivität der beiden Faultiere.

In der Pinguinanlage werden die Umweltverhältnisse der Antarktis für die Königs- und die Eselspinguine nachgestellt, indem nur gefilterte Luft ins durch Glasscheiben abgeschlossene Gehege und gefiltertes Wasser ins Becken geleitet werden. „Sie können nur unter diesen Verhältnissen gehalten werden“, so die Zooführerin, die auch verrät, dass ein großer Teil der watschelnden Gesellen aus Basel kommt und sich nur vorübergehend hier aufhält. „Wie die Pfleger erzählen, sind die Baseler erheblich frecher und stellen sich nicht bei der Fütterung höflich an.“ Frech war auch ein kleiner Brillenpinguin im Gehege ein Stück weiter: Als einziger seiner Gattung tummelte er sich noch im Bassin.

Der seltene Anblick, dass die beiden Mönchsgeier in ihrer Voliere auf dem Boden liegen, statt auf ihren Ästen zu sitzen, verwunderte allerdings auch die erfahrene Zoo-Expertin, die dann zum Felsen der sibirischen Steinböcke führte. „Die haben unter ihren Hufen regelrechte Saugnäpfe. Deshalb können sie so hervorragend klettern.“

Schneeleoparden, rote Pandas, Biber standen ebenfalls auf dem Programm, ehe es zu den Elefanten ging, wo Bulle Tusker und seine Familie getrennt übernachten. Tusker, der graue Riese, hat nur einen Stoßzahn. „Der andere ist ihm als jungem Burschen im Krüger-Nationalpark bei einer Rauferei mal abgebrochen. Als der Zahn nachwuchs, ging das leider in die falsche Richtung, — er wäre ihm schließlich in die Brust gewachsen. Deshalb muss der nachwachsende Zahn immer von den Pflegern abgesägt werden“, erfuhren die staunenden Zuhörer.

Der krönende Abschluss: der Besuch im schon abgeschlossenen Menschenaffenhaus, wo unter anderem die Gorillas, nämlich der kraftstrotzende Silberrücken Vimoto und sein dreiköpfiger Harem residieren. Vimoto war mal schwer erkrankt und konnte nur durch eine Bluttransfusion gerettet werden. Nebenan hatten sich die Schimpansen schon zur Ruhe begeben, doch die beiden Orang Utans im nächsten Gehege hatten den unerwarteten Besuch um 20 Uhr wohl gehört und ahnten, dass ihr Erscheinen gewünscht wurde.