„Wer mitfährt, braucht regenfeste Kleider

Joachim Drews ist mit einem ganz besonderen Auto in Wuppertal unterwegs: Der Spyder wurde vor 60 Jahren im Unternehmen seiner Familie gebaut.

Foto: Stefan Fries/Drews

Wuppertal. Es knattert, wenn Joachim Drews den Motor seines Spyder anlässt. Das liegt nicht am Alter des schnittigen DKW-Oldies, der 60 Jahre alt und kein bisschen leise ist, sondern am tuckernden Zweitakt-Motor, der auch einen speziellen Duft verbreitet. „Der hinterlässt eine blaue Wolke“, sagt Drews schmunzelnd mit einem liebevollen Blick auf das silberne Cabrio, das zwei Jahre nach seiner Herstellung das traditionelle Rossfeld-Bergrennen in Berchtesgaden gewonnen hat.

Foto: Stefan Fries/Drews

Gebaut wurde der Wagen im 1945 gegründeten Unternehmen der drei Brüder Gerhard, Werner und Erwin Drews, die sich als Karosseriebauer, Stellmacher und Kaufmann nach dem Krieg auf den Umbau und Neubau von Fahrzeugen wie Wehrmachtskübeln spezialisiert hatten. „Die Chassis wurden beschafft, der Rest wurde unter Verwendung von Aluminium nach den Wünschen der Kunden erledigt“, sagt Joachim Drews, der als Karosseriebauer, Diplom-Ingenieur und Diplom-Kaufmann in die Fußtapfen seiner Vorfahren getreten ist.

Foto: Stefan Fries/Drews

„Wir haben auch für die Stadtwerke gearbeitet. Die hatten zwar kein Geld, doch dafür Kohle. Die wurde in der Nachkriegszeit von meiner Familie und den 13 Mitarbeitern der Firma auch gerne genommen.“

Eins der Produkte Drewsschen Fleißes war 1956 der offene Spyder mit Lenkradschaltung, Skai-Kunstledersitzen und Holzlenkrad. Zunächst ging er nach Bayern, wechselte mehrmals die Besitzer, die mit ihm Rennen fuhren. 1961 wurde er an Oskar Busch verkauft, der das elegante Cabrio bei einem Busunternehmer im weltberühmten Festspielort Oberammergau unterstellte. Dort stand es in einem Schuppen — rund 20 Jahre lang, bis sich Oskar Busch seines flotten Zweisitzers besann und in Erfahrung brachte, dass dieser einst aus Wuppertal kam.

Er lud das gute Stück auf einen Anhänger und fuhr mit ihm nach Elberfeld. Dort fragte er Joachim Drews, was es wohl kosten würde, wenn man den einstigen Flitzer wieder flott machen würde. „Lohnt nicht, wird zu teuer“, war Drews Antwort — und er bot sich an, das einstige Prachtstück zu kaufen. „Wir wurden uns schnell einig“, so Drews. „Oskar Busch hat mit nachher verraten, dass er von vornherein die Absicht hatte, mir das Cabrio zu verkaufen.“

Ein alter DKW-Meister aus Hagen war es schließlich, der den Wagen wieder fahrbereit machte. Die Karosserie wurde im Hause Drews überarbeitet und wieder zu einem Schmuckstück gemacht. Seit acht Jahren ist Drews damit nun regelmäßig Gast bei Oldtimer-Treffs, Rallyes und Auto-Schauen. Ohne Verdeck — das gibt es nämlich nicht. Und wenn es regnet? „Dann wird man nass“, sagt der stolze Besitzer grinsend. „Wer mitfährt, sollte regenfeste Kleidung mitnehmen.“

Auch ansonsten hält sich der Komfort einer Reise mit dem Spyder in Grenzen. „Man sitzt praktisch auf der Straße, ohne Gurte, ohne Kopfstütze. 300 Kilometer bei einer Rallye sind so schon ein Erlebnis“, sagt Drews. Trotzdem: Sein Spyder ist ihm sichtlich ans Herz gewachsen.