Fußball und Fankultur Wertvolle Wertevermittlung an der Fußball-Fanbasis

Wuppertal · Gastgeber beeindrucken bei Bundeskongress der Fanprojekte in Wuppertal.

Simon Jüntgen, Lara Schmitz, Thomas Lükewille und Nico Klinkert vom Fanprojekt Wuppertal bei der gut besuchten Bundestagung im Codeks.

Foto: Günter Hiege

Viel Applaus für das Fanprojekt Wuppertal gab es am Mittwoch bei der Bundeskonferenz der Fanprojekte, die nach dem Auftakt in Düsseldorf am Mittwoch und Donnerstag in Wuppertal im Codeks an der Moritzstraße stattfindet. 71 Fanprojekte gibt es bundesweit und so gut wie jedes dürfte mindestens einen Vertreter geschickt haben, die ehemalige Werkhalle im Codeks war bestens gefüllt.

In Vertretung von Wuppertals Sozialdezernent Stefan Kühn begrüßte Jugendamtsleiterin Christine Roddewig-Oudnia die Teilnehmer in Wuppertal, wo der Kongress schon zuvor geplant gewesen war, was sich wegen Corona in den vergangenen zwei Jahren aber nicht hatte realisieren lassen. Sie betonte, wie wertvoll die sozialpädagogisch geprägte Arbeit der Fanprojekte sei, um der vor allem jugendlichen Klientel Begleitung und Orientierung zu geben. Sie schilderte, wie es 2018 gelungen sei, das Fanprojekt Wuppertal, das 2006 gegründet worden und 2016 durch die Aufgabe des damaligen Trägers zerbrochen war, wiederzubeleben. Dabei dankte sie dem neuen Träger Wichernhaus genauso wie Land und DFB, die einen wesentlichen Beitrag zur Finanzierung leisten, vor allem aber den Mitarbeitern des Fanprojekts Thomas Lükeville, Nico Klinkert, Lara Schmitz und Simon Jüntgen für deren großes Engagement und ihren Ideenreichtum. Die vier hatten zuvor fünf Projekte vorgestellt, die sie neben ihrer Hauptaufgabe – Jugendliche zu begleiten und ihnen bei Problemen zu helfen – initiiert oder begleitet haben.

So bietet das Fanprojekt im Stadion eine Gesprächsrunde für geflüchtete Jugendliche ab zehn Jahren an. Im Mittelpunkt steht der Austausch über Herkunft, Fluchtsituation und jetzige Lebensumstände. Weiter nimmt das Fanprojekt an der Aktion „Zweitzeugen“ teil, um Geschichten von Holocaustüberlebenden nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Das Gleiche gilt für die Erinnerung an die Nazizeit generell. Dazu veranstaltet das Fanprojekt eine Tour vor Ort, beginnend im Stadion am Zoo, in dem einst Adolf Hitler eine Rede gehalten hatte. Die nächste Tour sei für Oktober geplant. In Erinnerung geblieben ist auch das Hörfußballspiel im Stadion auf Grundlage der 1972er-Partie zwischen dem WSV und Bayern, zu dessen Gelingen die Fanprojekte Wuppertal und München beigetragen haben. Schließlich macht das Fanprojekt Jugendlichen auch erlebnis- und freizeitpädagogische Angebote.

Das Fanprojekt wendet sich an Jugendliche generell, die Arbeit mit WSV-Fans nimmt aber den größten Raum ein. Dafür bedankte sich WSV-Vorstand Thomas Richter in seinem Grußwort, in dem er das Wirken der Fanprojekte würdigte. Es gehe um wichtige Wertevermittlung. Richter: „Ein Viertligist wie wir könnte das nicht leisten.“ Beim Kongress stand am Mittwoch das Thema „Zivilgesellschaft stärken“ im Fokus. Am Donnerstag geht es um das Verhältnis Polizei/Fans. gh