Wie viele Wuppertaler gibt es wirklich?
Laut der aktuellen städtischen Statistik hat die Stadt etwa 348 000 Einwohner. Das Land zählt etwa 5000 Wuppertaler weniger. Was stimmt, weiß niemand.
Wuppertal. Zumindest eins scheint sicher: In Wuppertal sind die Frauen in der Überzahl. Jedenfalls geht die aktuelle Bevölkerungsstatistik sowohl der Stadt als auch der NRW-Statistikbehörde IT.NRW davon aus, dass etwas mehr als 51 Prozent der Wuppertaler weiblich sind. Ansonsten war’s das aber mit der Gemeinsamkeit — denn Stadt und Land sind sich nicht einmal sicher in der Frage, wie viele Wuppertaler es überhaupt gibt. Und das kann die Stadt in letzter Konsequenz bares Geld kosten.
Aber der Reihe nach: Nach neusten Angaben von IT.NRW gab es zum Stichtag 31. Dezember 2012 exakt 342 855 Einwohner in Wuppertal. Laut der städtischen Zählung sind es etwa 5000 mehr: 348 014. Die Statistik des Landes fußt auf einer rechnerischen Fortschreibung der Zensus-Daten, die 2011 auch im Tal erhoben wurden und die nicht nur die Einwohnerschaft Wuppertals, sondern auch aller anderen NRW-Städte kräftig schrumpfen ließ (die WZ berichtete): Im Durchschnitt verlor das Land durch den Zensus 1,7 Prozent seiner Einwohnerschaft.
Umfasst die städtische Zählung also etwa 5000 Karteileichen? „Auf keinen Fall“, sagte am Montag Stadtsprecherin Kathrin Petersen auf WZ-Nachfrage. Ein Grund für die unterschiedlichen Zahlen im Vergleich zum Land: Die Stadt zählt bei ihrer Einwohner-Statistik die in Wuppertal gemeldeten Personen mit Zweitwohnsitz mit - das sind ungefähr 2000 Menschen. Bleiben also immer noch 3000 Einwohner, die es aus Sicht des Landes gar nicht gibt. Wer hat denn nun Recht?
An dieser Stelle wird es kompliziert. Während die Stadt sich nach dem Melderegister richtet, fußen die Zensus-Daten auf einer komplizierten Berechnung anhand von Interview-Stichproben, Daten der Bundesagentur für Arbeit und anderem Material. Die Ergebnisse gelten dennoch als wesentlich genauer als die vorheriger Statistiken. Deshalb sollen sie als Grundlage etwa für die Schlüsselzuweisungen gelten, die Wuppertal künftig vom Land bekommt.
Dass die Exaktheit der Zensus-Daten allerdings umstritten ist, zeigen aktuelle Recherchen von „Spiegel online“. Demnach haben bundesweit 800 Kommunen den Ergebnissen des Zensus widersprochen.
Aus NRW ist keine Stadt darunter — denn hierzulande ist kein Widerspruchsverfahren gegen den Zensus vorgesehen. Der einzige Weg, gegen den Zensus vorzugehen, wäre in NRW der Klageweg. Hat die Stadt Wuppertal vor, den zu gehen? Nein, heißt es aus dem Presseamt — denn beweisen, dass die Zensus-Zahlen nicht stimmen, kann bei der Stadt niemand.