Wie wirken Farbe und Licht?
Am Helios Klinikum wird auf 20 Zimmern die Wirkung auf Patienten, Angehörige und das Personals untersucht.
„Delir“ heißt die Störung, die gerade ältere Menschen nach einer Operation befällt und bei der das Gehirn aus dem Gleichgewicht gerät. Ein Zustand, der auf die totale Veränderung im Leben des Patienten auf der Intensiv-Station, die Schläuche, an die sie angeschlossen sind, das fremde Bett, die Atmosphäre und die Orientierungslosigkeit, was das Zeitgefühl angeht, zurückzuführen ist. Eine medikamentöse Therapie gegen diese Wahrnehmungsstörungen gibt es bisher nicht. „Helfen wir unseren Patienten dabei, sich in ihrem Umfeld besser zurechtzufinden, so kann dies dazu beitragen, das Delir-Risiko zu senken“, erklärt Gabriele Wöbker, Chef-Ärztin für Intensivmedizin im Helios-Klinikum.
Einen Beitrag dazu sollen Farben liefern, und da ergab sich eine Verbindung von Helios zu Farbforscher Professor Axel Buether von der Bergischen Universität. Der hat am Helios-Universitätsklinikum Wuppertal — Universität Witten/ Herdecke eine große wissenschaftliche Untersuchung begonnen, die sich mit den Wirkungen von Licht und Farbe auf das Befinden und den Gesundheitszustand von Patienten sowie auf das Vertrauen und die Zufriedenheit der Angehörigen sowie die Arbeitsmotivation und Identifikation des Personals beschäftigt. Waren derartige Untersuchungen bisher auf ein oder zwei Zimmer in Kliniken beschränkt, so stehen nun zwei komplette Stationen mit insgesamt 20 Zimmern für die Forschung zur Verfügung.
Vor der Umrüstung der ersten Zimmer im April hatte es bei Patienten, Angehörigen und Personal eine Fragebogen-Aktion gegeben, und der soll nach Abschluss der Erprobungsphase etwa gegen Ende des Jahres eine weitere folgen.
„Wir wollen wissenschaftliche Erkenntnisse über die Wirkung farblich gestalteter Räume gewinnen“, so Professor Buether, der erklärte, dass die Ergebnisse publiziert und den Architekturbüros als Orientierung dienen sollen.
„Langfristig können wir schauen, ob wir einen Rückgang des Schmerzmittelverbrauchs feststellen können, weil sich die Patienten wohler fühlen und deshalb Schmerzen als weniger belastend empfinden“, so Chefärztin Gabriele Wöbker. Die Wohlfühl-Atmosphäre soll darüber hinaus auch durch eine harmonischere Ausgestaltung des Intensiv-Zimmers durch Leuchtmittel und Bodenbeläge verstärkt werden. Farblich wird eine Station mit Pastell- und die andere mit warmen Erdtönen ausgestattet, wobei auch darauf geachtet wird, dass die Pausenräume des Personals einen Farbkontrast zu den Patientenzimmern erhalten.
„Das soll den Unterschied zwischen Arbeit und Pause dokumentieren“, erklärt Professor Buether. Chef-Ärztin Wöbker ist optimistisch: „Ich rechne mit mehr Zufriedenheit bei Patienten, Angehörigen und auch beim Personal.“