Wie wohnt es sich in einer alternden, schrumpfenden Stadt?
Der Mieterbund lud Politiker und Vermieter zur Diskussion.
Wuppertal. Wohnqualität und bezahlbarer Wohnraum — nur ein Traum? Diese Frage stellten sich die Diskussionsteilnehmer in der alten Feuerwache an der Gathe. Auf Einladung des Deutschen Mieterbundes (DMB) befassten sich Vertreter aus Politik, Sozialverbänden und Immobilienbesitzer mit dem Thema „Zukunft Wohnen“.
Sigrid Köppinghoff, stellvertretende Abteilungsleiterin im Ministerium für Bauen und Wohnen NRW, sagte, die Zukunft des Wohnens entscheide sich in den Stadtquartieren. Förderprogramme des Landes sollten helfen, bezahlbaren Wohnraum vorzuhalten und energietechnische Anpassung zu erleichtern. In Wuppertal werde vergleichsweise wenig gebaut.
Gerd Lang, Vorsitzender des DMB, griff das auf: „Die Mittel vom Land sind da, nun müssen Stadt und Kommune geeignete Konzepte entwickeln, um die passenden Förderungen für die Stadt zu erreichen.“
Sozialdezernent Stefan Kühn sieht für Wuppertal drei Herausforderungen: den wirtschaftlichen und den demografischen Wandel sowie die kommunale Haushaltskrise. Der Verlust an Arbeitsplätzen, ein hoher Anteil von Hartz IV-Empfängern sowie ein großer Niedriglohnsektor führten dazu, dass sich viele Wuppertaler eine Mieterhöhung, etwa nach einer energietechnischen Sanierung, kaum leisten könnten.
Der hohe Anteil an denkmalgeschützten Häusern erschwere zusätzlich bauliche Veränderung. Dazu komme die schrumpfende Einwohnerzahl. Das führe in der Stadt zu rund 12 000 leerstehenden Wohneinheiten.
In der Publikumsdiskussion wurde der Aufkauf zur schnellen Kapitalbildung durch oft ausländische Gesellschaften als „Ruinen schaffen“ kritisiert, da keine Investitionen erfolgten. Auch der Umgang mit dem demografischen Wandel wurde besprochen. „Leben im Alter heißt Leben zu Hause“, sagte Kühn. Nur ein Prozent der Wuppertaler zwischen 60 und 80 Jahren würden in einem Seniorenheim leben. Dem wolle die Stadtentwicklung mit dem Programm „Soziale Stadt“ Rechnung tragen. Wichtig sei es dabei, den Bedarf zu kennen. Zur Zeit seien 21 Prozent der Wuppertaler über 65 Jahre alt.
Die Quartierentwicklungsgesellschaft berät Immobilienbesitzer. Aufwertung ihrer Liegenschaften führe auch zu einer Aufwertung der Quartiere. Ältere Bewohner könnten dann durch passende Umbauten ihre Wohnungen weiter nutzen. Hermann-Josef Richter, Vorsitzender von „Haus und Grund“, wünscht sich dazu eine Kooperation zwischen Mietern und Vermietern, denn rechtzeitige Investitionen würden Leerstände vermeiden.