Wuppertal Wie Wuppertal mit seinen berühmten Kindern umgeht

Schulen, Straßen und jetzt eine Bibliothek. Die Stadt ehrt ihre Töchter und Söhne unterschiedlich oder gar nicht.

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Wuppertal. Düsseldorf hat zuletzt vorgemacht, wie es nicht geht. Der Versuch des dortigen Oberbürgermeisters Thomas Geisel (SPD), den Flughafen nach Johannes Rau zu benennen, gipfelte in einer peinlichen Provinzposse. In dieser Frage ist Wuppertal eindeutig routinierter. Nie käme jemand auf die Idee, daran zu zweifeln, dass die Privatbibliothek Raus nach Wuppertal und nur nach Wuppertal gehört. Dass dafür ein neues Gebäude entsteht, das den Namen Johannes—Rau-Begegnungsstätte trägt, versteht sich von selbst.

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Wie groß die Wertschätzung für den ehemaligen Minister- und Bundespräsidenten ist, zeigt schon die Tatsache, dass der Platz vor dem Rathaus und zwei Schulen seiner Heimatstadt dessen Namen tragen.

An Friedrich Engels, den wohl ebenso berühmten Sohn der Stadt, erinnern neben dem sehenswerten historischen Zentrum gleich zwei Skulpturen. Die vom Österreicher Alfred Hrdlicka löste in den 80er Jahren einen handfesten Skandal aus. Heute steht ein paar Meter weiter im Engelsgarten eine Skulptur, die Engels aus Sicht der Chinesen zeigt. Bei ihr reicht es nicht einmal zum Skandal, dafür aber zum Selfie mit Chinesen. 2020 jährt sich der Geburtstag Engels’ zum 200. Mal. Dann darf Wuppertal in seiner Erinnerungsqualität gern ein wenig nachlegen.

Die Stadt hat auch noch andere große Söhne und Töchter. Und manch einem scheint nicht die Ehre zuteilzuwerden, die ihm gebührt. Nach Friedrich Bayer zum Beispiel ist zwar eine hervorragend beleumundete Realschule benannt. Darüber hinaus fehlt es aber an Erinnerung an den großen Unternehmer. Dabei belegt das florierende Werk in Elberfeld jeden Tag wie bedeutend Bayer für das Wuppertal war und ist. Bayer gibt in der Stadt heute fast 2800 Menschen Arbeit und mehrt den Ruf der Stadt. Dass der Zukunftspreis des Bundespräsidenten in diesem Jahr nach Wuppertal gegangen ist, hat es den Forschern von Bayer zu verdanken.

An Carl Fuhlrott erinnert das vielfach ausgezeichnete Gymnasium auf Küllenhahn. Darüber hinaus hat es nicht einmal zu einem Weg gereicht. Schlimmer noch: Das Fuhlrott-Museum an der Auer Schulstraße ist Geschichte, die Exponate sind in alle Welt verstreut. Der Entdecker des Neanderthalers hätte auch in Wuppertal mehr Wertschätzung verdient gehabt.

Die Liste der berühmten Wuppertaler ist voll von schillernden Namen, die teils mehr, teils weniger oder gar nicht im Stadtbild auftauchen. So ist beispielsweise Ferdinand Sauerbruch mittlerweile ganz verschwunden. Der 1951 gestorbene Chirurg diente bis Mitte der 70er Jahre als Namensgeber für das Klinikum am Arrenberg. Aber sein Verhalten in der Nazizeit war nicht ganz unumstritten. Also heißt das Klinikum heute anders, außerdem ist es sowieso nicht mehr städtisch und gehört zum Helios Konzern.

Der 2002 im Alter von 90 Jahren gestorbene Dirigent Günter Wand wurde zu Lebzeiten mit dem Ehrenring der Stadt ausgezeichnet. Heute erinnert das Günter-Wand-Haus der Musikhochschule an der Sedanstraße an den Musiker aus Elberfeld, der Weltkarriere machte. Einer Straße seines Namens gibt es nicht.

Von der Stadt ganz vergessen sind beispielsweise der Maler Richard Seel (1819-1875), der Schriftsteller und Naturforscher Jürgen Kuczynski (1904 - 1997) oder auch der Schauspieler Ewald Balser (1898 - 1978), ganz zu schweigen vom Gentleman-Räuber und ewigen Derrick Horst Tappert (1923 - 2008). Der Schauspieler gehörte zu den prägenden Figuren des Fernsehens der 70er und 80er Jahre, die Krimiserie mit ihm als Titelheld war ein weltweiter Verkaufsschlager. Aber Tappert musste nach dem Krieg einräumen, in der SS gedient zu haben. Das dürfte der Grund dafür sein, dass Wuppertal dem markanten Kommissar die Ehre nicht erweisen kann.