Gastronomie Wer seine Adresse nicht nennen will, nimmt lieber ein Eis zum Mitnehmen
Im Idealfall können sich anhand von Anwesenheitslisten in Restaurants, Cafés und Kneipen Kontakte eines mit dem Coronavirus infizierten Gastes ermitteln und nachverfolgen lassen. So halten Wuppertaler Gastronomen die Daten fest.
Name, Telefonnummer und Adresse, Datum des Besuchs und auch die Uhrzeit: Im Idealfall können sich anhand von Anwesenheitslisten in Restaurants, Cafés und Kneipen Kontakte eines mit dem Coronavirus infizierten Gastes ermitteln und nachverfolgen lassen. Auch in Wuppertal werden Kunden allerorten auf die Dokumentation hingewiesen.
Auf welche Weise sich Gäste registrieren, ist von Betrieb zu Betrieb aber unterschiedlich, wie sich bei der WZ-Umfrage zeigt. Tiziano de Col vom Eiscafé de Col an der Elberfelder Friedrichstraße beispielsweise berichtet, dass sie einzelne Zettel verwenden, die sie vier Wochen aufbewahren und dann wegwerfen. Es habe bei ihm noch keine Nachverfolgung durch das Gesundheitsamt gegeben.
„Ich betreibe das Eiscafé nun seit 30 Jahren“, sagt er, die Situation habe sich seit Beginn der Corona-Pandemie und dem Inkrafttreten der damit verbundenen Hygienevorschriften deutlich geändert. So seien aufgrund der Abstandsregeln natürlich weniger Tische aufgestellt und es werde mehr ,to go’ konsumiert.
Ihm sei es wichtig, die Regeln einzuhalten, sagt de Col, man habe Verantwortung gegenüber der Gesellschaft. Und: „Wenn die Angaben nicht lesbar sind, fragen wir nach.“ Ab und zu komme es vor, dass Gäste Eis dann lieber zum Mitnehmen bestellten, weil sie sich nicht registrieren lassen wollten.
Zettel werden zumeist
nach vier Wochen entsorgt
Zweierlei Wege geht man am Elberfelder Kirchplatz: „Wir verwenden sowohl einzelne Zettel, die wir in einer Box sammeln, als auch eine App“, sagt Salvatore Spinosa von Milia´s Coffee. „Nach vier Wochen Aufbewahrung werden die Papiere geschreddert.“ Obwohl die Registrierung lästig sei, verweigerten die Gäste sie nicht.
Im asiatischen Restaurant Noi an der Neumarktstraße berichtet Jawid Nazari, dass man pro Gast und Tisch einzelne Zettel benutze, die alle aufgehoben würden. Nachverfolgung habe es bislang noch nicht gegeben, genausowenig wie unbelehrbare Gäste.
Gäste müssen auf das Ausfüllen aufmerksam gemacht werden
„Unsere Mitarbeiter haben wir gebeten, die Corona-App zu installieren“, sagt Lennart Wilkesmann vom Katzengold im Luisenviertel. „Wir verwenden QR-Codes und einzelne Zettel, die nach vier Wochen Aufbewahrungsfrist von einer Aktenvernichtungsfirma geschreddert werden.“ Man müsse Gäste zwar zuweilen an das Ausfüllen erinnern, aber es habe noch keine Weigerungen gegeben. Auch sei behördlicherseits noch keine Anfrage zur Nachverfolgung gekommen.
Beim Wuppertaler Gesundheitsamt ist zu erfahren, dass es einen Fall gegeben habe, bei dem eine Person nach bestätigter Infektion mit dem Coronavirus einen Restaurantbesuch angegeben und man daraufhin Kontakte zurückverfolgt habe. Dies hätte sich aber auf die Tischgemeinschaft beschränken lassen, da der Abstand in dem Lokal ausreichend gewesen sei.
Bei Verwandten oder Bekannten eines Betroffenen dürfte es wohl auch kein Problem sein, Kontaktpersonen ausfindig zu machen. Anders sieht es aus, wenn laut Liste offenbar George Clooney am Tresen gesessen hat, Erika Mustermann eine Pizza verspeist oder Lieschen Müller sich mit einer Phantasie-Telefonnummer eingetragen hat.
„Wir kontrollieren nicht, ob der Name, der eingetragen ist, mit dem Ausweis des jeweiligen Gastes übereinstimmt“, sagt Carsten Vorsich vom Wuppertaler Ordnungsamt. Das würde schon rein personell den Rahmen des Machbaren sprengen: „Wir schauen, ob ein Gastwirt die hygieneschutzrechtlichen Auflagen einhält.“ Kontrolliert werde täglich im ganzen Stadtgebiet, sagt Vorsich, dabei prüften sie unter anderem die Abstandsregeln. Wobei auch das immer schwieriger werde – mittlerweile dürften ja schon Gruppen von zehn Leuten wieder zusammensitzen.
In der Gastronomie sei zu beobachten, dass insgesamt eher Listen als Einzelzettel verwendet werden, so das Ordnungsamt. Geschlossen werden musste im Zusammenhang mit einer Coronainfektion bislang kein Wuppertaler Betrieb, sagt Vorsich – für gewöhnlich würden Mängel relativ schnell abgestellt.
Und die Kosten? Bei den Gastwirten ist zum Thema Hygienevorschriften mitunter eine Mischung aus Galgenhumor und Resignation bemerkbar: Natürlich sei das alles aufwändig und auch teuer, ist zu hören – aber eben nicht zu ändern.