Wildschweinjagd Auf Drückjagd in den Wuppertaler Wäldern

Barmen. · Aus Sorge vor der afrikanischen Schweinepest soll der Wildschweinbestand minimiert werden. Am Samstag ging es auf Drückjagd. Unser Autor hat sich mit den Jägern durch das Dickicht geschlagen.

Wildschweine haben sich um Wuppertal stark ausgebreitet. Jetzt soll der Bestand minimiert werden.

Foto: dpa/Lino Mirgeler

Es fängt als netter Waldspaziergang an. Vier Leute in Signal-Orange folgen Björn Auer von der windigen Anhöhe im Herbringhauser Revier in den Buchenbestand. Auers Westfalenterrier Felix läuft voller Vorfreude um sie herum. Endlich geht es los. In acht Revieren zwischen Ehrenberg und Lüttringhausen passiert jetzt das Gleiche: Die Schützen haben ihre Positionen eingenommen, die Treiber rücken los. Es gilt den Wildschweinen. Die vermehren sich weiterhin prächtig, was nicht wenige Bauern und Gartenbesitzer in und um Wuppertal bestätigen können.

Der Wald verändert sich: ein Weg voller Erkenntnisse

Bald hat sich der bisher relativ lichte Wald verändert. Links vom Weg liegt jetzt ein Stück mit dicht stehenden jungen Bäumen, die Äste ineinander verfilzt. Soweit man etwas zwischen den wuchernden Brombeeren erkennen kann, liegt auch noch jede Menge Altholz dazwischen. Auer hält an. Wir werden doch nicht? Doch, genau das werden wir. Schließlich stecken die Sauen gerne in solchem Dickicht. Die Treiber sollen sie dazu bringen aufzustehen und an den Schützen am Rand des Treibens vorbeizukommen. „In einer Reihe“, sagt Auer. „Abstand etwa zehn Meter. Immer diese Richtung.“

Erste Erkenntnis: Ich komme fast zügig voran – wenn ich mich mit einer Schnecke messe. Zweite Erkenntnis: Als Auer gefragt hat, ob ich Handschuhe haben will, da hätte ich vielleicht doch ,ja’ sagen sollen. Dritte Erkenntnis: Die Idee, mich über den regennassen, glitschigen Stamm in Hüfthöhe zu schwingen, ging von falschen Voraussetzungen aus. Ich kriege den Fuß überhaupt nicht vom Boden. Können sich Brombeerranken eigentlich selbstständig bewegen? Wie hat sich diese denn sonst mehrfach um meinen Gummistiefel geschlungen? Vierte Erkenntnis, endlich auf der anderen Seite: Auch kleine Erfolge können einen mit großer Freude erfüllen.

Trotz des leuchtenden Oranges sind die Treiber kaum zu sehen

Es ist gar nicht so einfach, die Reihe einzuhalten. Trotz des leuchtenden Oranges sind die Nachbarn in dem Dickicht kaum zu sehen. Dafür deutlich zu hören: „Hopp, hopp, hopp!“ Endlich haben wir die Brombeeren hinter uns. Felix läuft mal die Reihe entlang, mal ist er weiter vorne unterwegs. Da erklingt sein fröhliches „Jiff, jiff, jiff“. Ein Reh kommt gesprungen. Aber Rehe haben heute in Herbringhausen nichts zu fürchten. „Rehwild ist nicht frei“, hatte Jagdleiter Frank Auer gesagt, als er zusammen mit dem Revierinhaber Jochen Gleißner die rund 15 Teilnehmer für Herbringhausen begrüßt hatte. „Wir haben zu viele im Straßenverkehr verloren.“ Björn Auer ruft Felix ab, der wieder nach vorne verschwindet.

„Hopp, hopp, hopp“, schallt es durch den Wald. Und da ist auch Felix wieder zu hören. Aber diesmal ganz anders, scharf und giftig. Sein Laut entfernt sich, und dann knallt es vom Waldrand her. Danach wird es still. Der Schütze von dem Hochsitz dort wird befragt, kann aber nicht sicher sagen, ob er getroffen hat. Schnell sei die Sau unterwegs gewesen. Felix und eine Kleine Münsterländer Hündin aus dem Nachbartreiben ein paar Dutzend Meter hinter ihr. Auf der Spur der Sau wird kein Schweiß gefunden. Trotzdem muss nach dem Treiben eine Kontrollsuche mit einem Hund gemacht werden. In schwierigen Fällen muss ein bestätigter Schweißhundführer dazu geholt werden.

Und Felix? „Der wird irgendwann auf meiner Spur nachkommen“, sagt Auer. Die Herbringhauser Treiber drehen um und drücken den nächsten Abschnitt durch. Später ein Anruf auf dem Handy: Felix hat sich einem ihm bekannten Schützen angeschlossen und sitzt jetzt bei dem. Wir stoßen auf keine weiteren Sauen. Felix sehe ich erst beim Treffen aller Jagdteilnehmer in der Reithalle auf Großsporkert wieder. Er sieht nass aus, ein bisschen abgekämpft und sehr glücklich. Er darf sich jetzt im Auto ausruhen. Und für die Menschen gibt es Erbsensuppe.