Wuppertal „Wir dürfen nicht ohne Rücksicht auf Qualität ausbauen“
Michael Neumann spricht über die Herausforderungen im Stadtbetrieb Tageseinrichtungen.
Michael Neumann übernimmt ab November den Stadtbetrieb Tageseinrichtungen von Cornelia Weidenbruch. Schon jetzt arbeitet er sich ein, nimmt Termine mit wahr. Schon ab August wird er von Weidenbruch eingearbeitet.
Herr Neumann, Kinderbetreuung in Wuppertal ist eines der umstrittensten Themen. Sie haben sich kein leichtes Ressort ausgesucht, oder?
Michael Neumann: Das ist sicherlich eine Herausforderung, richtig. Nicht allein wegen der Größe. Mit ca.700 Erzieherinnen und Erziehern in 65 Kitas und weiteren Mitarbeitern in der Verwaltung ist der Stadtbetrieb die größte Leistungseinheit der Stadt.
Darüber hinaus haben Sie aber auch mit einem Mangel an Betreuungsplätzen und einer dünnen Personaldecke zu tun.
Neumann: Natürlich. Ich habe mich schon als Produktmanager beim Gebäudemanagement damit befasst. In den vergangenen neun Jahren waren Kitas Teil meines Arbeitsbereichs. Ich habe den Wechsel mitbekommen, der in der Zeit passiert ist — gerade in der U3-Betreuung. Anfangs mussten wir nur umbauen dafür, zuletzt immer mehr neu bauen. Der Bedarf an Betreuungsplätzen ist gestiegen und steigt weiter.
Wie wollen Sie damit umgehen?
Neumann: Die Strategie ist weiterer Ausbau. Zum kommenden Kindergartenjahr gehen drei Kitas in Betrieb, zwei werden noch gebaut, weitere sind in Planung. Dazu gibt es keine Alternative — vor allem angesichts von Zuzug und Geburtszuwachs. Aber das hat natürlich auch Grenzen.
Inwiefern?
Neumann: Wir dürfen nicht ohne Rücksicht auf Qualität ausbauen. Die Kita ist immerhin die erste Bildungseinrichtung. Sie soll gute Voraussetzungen für den Übergang zur Schule ermöglichen und gute und gleiche Chancen für alle schaffen. Da muss die Qualität der Betreuung stimmen.
Dazu brauchen sie genug und geeignetes Personal. Die Personaldecke ist aber dünn.
Neumann: Das stimmt. Wir arbeiten natürlich daran, neues Personal zu gewinnen. Nicht allein wegen der neuen Einrichtungen, sondern auch wegen der sich abzeichnenden Altersfluktuation. Wir brauchen aber auch Werbung für das Berufsbild an sich.
Spielt dabei nicht auch die Vergütung eine Rolle?
Neumann: Wir müssen an der Anerkennung arbeiten, da spielt auch die Vergütung eine Rolle. Aber das ist tarifgebunden. Daran kann ich allein nichts ändern, hier sind Bund und Land gefragt.
Stellen Sie denn auch neue Erzieher ein, um die Personalsituation zu entlasten?
Neumann: Der Personalschlüssel ist über das Kinderbildungsgesetz (Kibiz) geregelt. Bund und Land arbeiten an einer Optimierung der gesetzlichen Regelungen. Ich gehe davon aus, dass das ein gutes Zeichen ist und die Regierung den Verbesserungsbedarf kennt. Ich würde das unterstützen.
Sie kommen aus dem Gebäudemanagement. Werden Sie jetzt kürzere Wege haben und für mehr Neubauten sorgen können?
Neumann: Ich kenne vor allem die Innenperspektive und das heißt auch, dass ich auch Verständnis für die Prozesse beim Gebäudemanagement habe. Aber sicher wird das auch meine Perspektive auf die jetzige Aufgabe ändern.
Inwiefern hat die frühere Stelle sie auf die neue vorbereitet?
Neumann: Über die Neubauten habe ich viel über die Strukturen gelernt. Und auch schon viel mit dem Kibiz arbeiten müssen. Vor allem aber waren die Gebäude immer auch Teil des pädagogischen Konzepts. Das eine hängt mit dem anderen zusammen. Da gab es also schon viele Berührungspunkte.
Was soll sich jetzt im Betrieb verändern?
Neumann: Das weiß ich noch nicht. Ich komme erstmal an und arbeite mich ein. Dazu gehört auch, dass ich einige Kitas besuchen werde, um ein paar Stunden zu hospitieren.
Wer übernimmt ihre alte Stelle?
Neumann: Mitte des Monats soll das Auswahlverfahren beginnen. Dann dürfte es noch mal bis zu drei Monate dauern, bis die Stelle besetzt ist. Es kann also sein, dass ich auf der anderen Seite erst einmal lediglich einen Vertreter als Ansprechpartner habe, aber die kenne ich ja gut und gemeinsam werden wir diese Phase sicher gut überbrücken.