„Wir müssen aus der Geschichte lernen“

Gedenken an die Opfer von Weltkrieg und Nazi-Terror auf dem Friedhof Norrenberg.

„Wir müssen aus der Geschichte lernen“
Foto: Anna Schwartz

Viele Menschen waren gestern Nachmittag zum Norrenberger Friedhof gekommen, darunter auch eine Klasse der Max-Planck-Realschule. Sie erinnerten gemeinsam an das Ende des Zweiten Weltkriegs am 8. Mai vor 73 Jahren und die damit verbundene Befreiung nach zwölf Jahren Terror. Vor allem wollte man der Opfer des Angriffs auf Barmen 1943 und der von den NS-Schergen ermordeten polnischen und russischen Zwangsarbeiterinnen und -arbeiter gedenken.

Die würdige Gedenkveranstaltung moderierte der emeritierte Heckinghauser Pfarrer Wilfried vom Baur, die Bläsergruppe Carmina Venti begleitete sie musikalisch einfühlsam. Die acht Damen hatten an der Gedenkstätte für die polnischen und russischen Nazi-Opfer Aufstellung genommen. Hier gab es auch die eindrucksvolle Gedenkrede von Bürgermeisterin Ursula Schulz.

Sie erinnerte daran, dass uns alle das Ende der Nazi-Diktatur motivieren soll, für die Demokratie zu kämpfen und Widerstand zu leisten, wenn in unserer Umgebung menschenverachtende Bemerkungen fallen oder Andersdenkende diskriminiert werden: „Die Toten sollen uns daran erinnern, dass wir aus der Geschichte lernen müssen.“ Das drückte auch der Kranz der Stadt mit der Schleifenaufschrift: „Den Opfern zum Gedenken, den Lebenden zur Mahnung“ aus.

Die Gedenkstätte für die ermordeten Zwangsarbeiter schmückt ein Grabstein in verblassender kyrillischer Schrift und eine Tafel, die in deutscher Sprache an die Menschen erinnert, die hier Sklavenarbeit verrichten mussten und am Kriegsende umgebracht wurden. Menschen, die ebenso um ihr Leben betrogen wurden, wie ihre Leidensgenossen, die zwar die Schrecken der Nazi-Diktatur überstanden, aber dann in ihren Heimatländern als „Kollaborateure“ von NS-Deutschland diskriminiert und schikaniert worden sind.

Worte, denen sich Mahnungen von Sebastian Schröder von der Vereinigung der Verfolgten des NS-Regimes anschlossen. Er beklagte die steigenden Rüstungsausgaben und die Aggression in aller Welt, auch in Deutschland.

Für die evangelische Kirche sprach Waltraud Hummerich, die an die sechs Millionen jüdische Opfer und die Widerstandskämpfer erinnerte, die verfolgt, gefoltert und ermordet wurden. Sie würdigte das Schuldeingeständnis der evangelischen Kirche, die zugab, dass Deutschland einer verlogenen Ideologie gefolgt sei, und den Kniefall von Bundeskanzler Willy Brand vor den Opfern des Warschauer Ghettos, mit dem er die Welt um Verzeihung gebeten habe.

In Wichlinghausen hatte sich eine Schulklasse der durch gezielte Vernachlässigung getöteten Kinder von Zwangsarbeiterinnen angenommen. „Stelen haben jedem Kind nachträglich einen Namen und Würde zurück gegeben“, sagte Waldtraud Hummerich.

Vor der Gedenkfeier war die gut 100-köpfige Gruppe an den langen Gräberreihen der Barmer Bombenopfer entlang gegangen, hatte auch dort verharrt und erschüttert gesehen, dass weder Greise noch Erwachsene oder Kleinkinder von den Bomben verschont geblieben waren.

Bedrückt folgten die Besucher am Ende der Bitte von Wilfried vom Baur, den Ort des Gedenkens an Krieg und Diktatur stumm zu verlassen.