Konjunktur Verarbeitendes Gewerbe lässt Konjunkturbarometer steigen

Wuppertal · Mit welchen Spätfolgen wird die Bergische Wirtschaft nach der Corona-Pandemie kämpfen müssen? Darüber gibt das Konjunkturbarometers des Wuppertaler Instituts für Unternehmensforschung an der Bergischen Universität Auskunft.

Überraschend viele Branchen boomen wieder - aber es gibt weiter Gewinner und Verlierer in der Krise.

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Mit welchen Spätfolgen wird die Bergische Wirtschaft nach der Corona-Pandemie kämpfen müssen? „Neben dem Infektionsgeschehen wird vor allem die Funktionsfähigkeit der Lieferketten darüber entscheiden, ob 2021 ein Wachstumsjahr werden kann“, heißt es in der jüngsten Ausgabe des Regionalen Konjunkturbarometers, das vierteljährlich vom Wuppertaler Institut für Unternehmensforschung an der Bergischen Universität erstellt wird.

Nach einer Umfrage des ifo-Instituts fehlen in 45 Prozent der deutschen Industriebetriebe derzeit Rohstoffe und Vorprodukte. Auch im Baugewerbe stellen fehlende Baustoffe, wie Schnittholz und Dämmmaterialien, die Unternehmen – trotz guter Auftragslage – vor große Herausforderungen. Prof. Dr. André Betzer und Jun.-Prof. Dr. Markus Doumet, die wissenschaftlichen Leiter des Regionalen Konjunkturbarometers, haben Interviews mit Marcus Söhngen (Coroplast), Philip Schmersal (K.A. Schmersal Holding) sowie mit Markus Kühlert und Prof. Christa Liedtke (Wuppertal Institut) zum zentralen Thema Lieferketten geführt.

Sowohl in der Industrie als auch im Baugewerbe stellen fehlende Rohstoffe und Vorprodukte sowie damit verbundene Preissteigerungen derzeit eine große Herausforderung dar. Rund 44 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, ihre Lieferketten in den vergangenen Monaten zumindest teilweise umstrukturiert zu haben.

263 Unternehmen (mit rund 20 000 Beschäftigten) haben sich an der aktuellen Umfrage zum Regionalen Konjunkturbarometer beteiligt. Die Stimmung in der Bergischen Wirtschaft hat sich im 1. Quartal 2021 merklich verbessert. Mit der steigenden Zahl der Impfungen wächst die Hoffnung auf eine umfassende Erholung der Wirtschaft im Bergischen Städtedreieck.

Der Geschäftsklimaindex des Regionalen Konjunkturbarometers konnte gegenüber dem 4. Quartal 2020 deutlich zulegen und erreicht mit 66,3 Punkten das Niveau vom Frühjahr 2019. Sowohl die Lageeinschätzungen als auch die Erwartungen hinsichtlich der wirtschaftlichen Entwicklung in den kommenden sechs Monaten fallen deutlich optimistischer aus als zu Beginn der Covid-19-Pandemie.  „Dass die positiven Erwartungen auf einer breiten Basis stehen, zeigt sich am Rückgang unseres Streuungsindikators. Ein niedrigerer Wert dieses Indikators drückt einen stärkeren Konsens in den Erwartungen aus“, sagt Jun.-Prof. Dr. Markus Doumet, wissenschaftlicher Leiter des Regionalen Konjunkturbarometers.

Corona sorgt für eine
zweigeteilte Entwicklung

Doch noch immer gilt, dass das Bild nicht einheitlich ist. „Branchenspezifische Auswertungen offenbaren eine zweigeteilte Entwicklung“, erläutert Prof. Dr. André Betzer, Vorsitzender des WIFOP. Große Teile der Industrie und exportorientierte Großhändler konnten im 1. Quartal 2021 von der anziehenden Weltkonjunktur profitieren und schätzen ihre wirtschaftliche Lage daher sehr positiv ein. Auf der anderen Seite sind die Gastronomie, die Hotellerie, Freizeit-, Kultur und Sporteinrichtungen sowie weite Teile des stationären Einzelhandels sehr stark negativ betroffen.

Wesentlicher Treiber der positiven Entwicklung für die sehr stark exportorientierte Bergische Region ist derzeit das Verarbeitende Gewerbe. Während im 2. Halbjahr 2020 nur einzelne Branchen wie Hersteller von Medizintechnikprodukten, Hersteller von Textilien, die sich auf die Produktion von Schutzausrüstung, Masken und deren Vorprodukte spezialisiert haben, Hersteller von Reinigungs- und Körperpflegemitteln oder Hersteller von Haushaltsgeräten eine positive Geschäftslage vermeldeten, befinden sich inzwischen auch wieder Hersteller von klassischen Industriegütern im Aufschwung. Der Lagesaldo des Verarbeitenden Gewerbes stieg im 1. Quartal 2020 um 40 Prozentpunkte auf nun 63,2 Prozentpunkte.

Eine Sonderstellung nimmt die Digitalwirtschaft ein. Nach einem kurzen Einbruch während des ersten Lockdowns profitieren die Bergischen Digitaldienstleister seit Mitte 2020 von einem deutlichen Digitalisierungsschub. Dieser sich abzeichnende Trend deckt sich mit der deutschlandweiten Unternehmensbefragung des Branchenverbands Bitkom e.V..