Ausbildungstag: Werbung für mehr Lehrstellen
Wuppertaler Unternehmen begehen den Tag des Ausbildungplatzes. Sie wollen in den Nachwuchs investieren – trotz Finanzkrise.
Wuppertal. "Es gibt keine schlimmere Perspektive für junge Menschen, als zu merken, dass sie nicht gebraucht werden." Oberbürgermeister Peter Jung erinnerte am "Tag des Ausbildungsplatzes" an die soziale Verantwortung von Unternehmen. 1500 Jugendliche suchen derzeit einen Ausbildungsplatz - allein in Wuppertal.
Um dafür zu werben, dass Wuppertaler Unternehmen auch in Zeiten der Finanzkrise weiter ausbilden, veranstaltete die Bundesagentur für Arbeit am Donnerstag den "Tag der Ausbildung". Unter dem Motto "Wer Azubis sät, wird Fachkräfte ernten" lud die Agentur dazu etwa 50 Unternehmen in den Botanischen Garten auf der Hardt. "Wir haben gezielt Unternehmen eingeladen, die besonders viel ausbilden, und welche, die bisher gar nicht ausbilden", erklärte Claudia John von der Bundesagentur für Arbeit. Sie hofft, dass sich so einige Unternehmer dazu entschließen, entgegen ihrer Planung doch noch Lehrstellen einzurichten.
Dabei waren die Voraussetzungen alles andere als gut: Beim letztjährigen Ausbildungstag hatten sich die Unternehmer noch bei entspannter Atmosphäre in der Schwebebahn getroffen. Am Mittwoch war dagegen die Finanzkrise in aller Munde. Dennoch waren sich die anwesenden Firmenchefs einig, dass besonders in schweren Zeiten Investitionen in die Zukunft wichtig seien. Martin Klebe von der Agentur für Arbeit: "In Ausbildungsplätze sollte man unabhängig von der konjunkturellen Lage investieren." Ein wichtiges Argument sei auch der demographische Wandel: Laut Schätzungen der Industrie- und Handelskammer (IHK) wird es bereits in zehn Jahren 16Prozent weniger Schulabgänger in Wuppertal geben.
Paradox: Trotz der 1500 Jugendlichen, die zurzeit in Wuppertal einen Ausbildungsplatz suchen, gibt es offene Stellen, die nicht besetzt werden können. Dies liege teilweise auch an den Suchenden selbst, erklärte Carmen Bartl-Zorn von der IHK. "Ein größer werdendes Problem ist die mangelnde Ausbildungsreife von Jugendlichen." Neben großen Schwächen in Grundfähigkeiten wie Rechtschreibung und Mathematik fehle es vielen Schulabgängern an klassischen Tugenden wie Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit. Bartl-Zorn: "Die allgemeinen Umgangsformen sind oft unzureichend."