Wirtschaft Bayer baut mindestens 350 Stellen am Standort Elberfeld ab

Wuppertal · Auch an Wuppertal wird der Stellenabbau vom Bayer-Konzern nicht spurlos vorbeigehen. Mehrere hundert Arbeitsplätze fallen weg. Eine neugebaute Produktionsstätte soll gar nicht mehr in Betrieb gehen.

In Wuppertal sind nach ersten Angaben 350 Mitarbeiter vom Stellenabbau bei Bayer betroffen.

Foto: dpa/Oliver Berg

Der vergleichsweise zarte Aufschwung am Wuppertaler Arbeitsmarkt erhält einen herben Dämpfer. Bayer hat am Donnerstag den Abbau von 12 000 Stellen in Deutschland angekündigt. Er soll bis 2021 abgeschlossen sein. Betroffen ist auch das Bayer-Werk in Elberfeld. Dort werden nach Angaben der Konzernzentrale 350 Arbeitsplätze wegfallen.

Für die Beschäftigten der Bayer AG in Wuppertal kommt die schlechte Nachricht aus heiterem Himmel. Der Standort Wuppertal ist erfolgsverwöhnt. Noch vor Wochenfrist war die Rede davon, dass Bayer händeringend Leute sucht. Stattdessen sinkt die Zahl von gut 3500 um mindestens 350. Hinzu können weitere Verluste kommen, weil Bayer deutschlandweit auch 900 Arbeitsplätze in der Forschung abbauen will. Wie sehr Wuppertal davon betroffen ist, steht noch nicht fest.

Für das Werk an der Friedrich-Ebert-Straße bedeutet das, dass die Anlage gar nicht erst in Betrieb geht, in welcher der Blutgerinnungswirkstoff Faktor VIII hergestellt werden sollte. Dessen Produktion und Verarbeitung soll, anders als bisher geplant, auf das Werk Berkeley in den Vereinigten Staaten konzentriert werden.

Der Stellenabbau soll sozialverträglich erfolgen

Offiziell hat sich am Donnerstag vom Wuppertaler Bayer-Werk niemand zu den Plänen des Konzerns geäußert. Das sei eine Situation, die Bayer schon häufiger überstanden habe, etwa als der Cholesterinsenker Lipobay vom Markt genommen worden sei. Die Umstrukturierung des Standorts solle möglichst sozialverträglich erfolgen, hier komme es der Werksleitung entgegen, dass die Belegschaft insgesamt einen relativ hohen Altersdurchschnitt habe. Im übrigen sei der Stellenabbau mitbestimmungspflichtig, die Arbeitnehmervertretung werde eingebunden, sagte ein Sprecher des Standortes. Für die Zukunft wies der Sprecher darauf hin, dass die pharmazeutische Entwicklung in Wuppertal bleibe. Sie ist in Elberfeld und Aprath das Herzstück der Arbeit von Bayer. Hier sei das Werk inzwischen sehr breit aufgestellt.

Wuppertal im Wechselbad der Gefühle

Oberbürgermeister Andreas Mucke (SPD) erlebte Mittwoch und Donnerstag ein Wechselbad der Gefühle. Erst die gute Nachricht, dass die Bayer-Ausgründung Aicuris in Berlin mit dem Zukunftspreis des Bundespräsidenten ausgezeichnet worden ist, dann die Information von Bayer. „Das ist schon ein herber Schlag“, sagte Mucke. Er sei aber zuversichtlich, dass Bayer den Abbau möglichst schonend organisiere. „Außerdem habe ich die Hoffnung, dass dafür an anderer Stelle im Wuppertaler Werk neue Arbeitsplätze entstehen. Schließlich ist Wuppertal die Keimzelle des Konzerns.“ Die Stadtverwaltung werde alles ihr Mögliche tun, um Bayer zu unterstützen, den Standort in Wuppertal zu stärken.

In den vergangenen Jahren ist Bayer in Wuppertal ausschließlich auf Wachstumskurs gewesen. In die Standorte an der Friedrich-Ebert-Straße und ins Forschungszentrum Aprath wurde und wird weit mehr als eine Milliarde Euro investiert. Noch immer drehen sich die Kräne. In Aprath entsteht für einen dreistelligen Millionenbetrag bis Ende 2019 ein 130 Meter langes und sieben Geschosse hohes Gebäude für die Forschungsarbeit von Medizinern, Biochemikern und Tiermedizinern. Die Ausgaben für die Produktion des Wirkstoffes Faktor VIII sollen von Bayer in Höhe von annähernd 600 Millionen Euro indes abgeschrieben werden. Wie und für was das Gebäude künftig genutzt werden soll, ist noch nicht bekannt.

Die heute weltweit agierende Bayer AG ist am1. August 1863 in Heckinghausen von Friedrich Bayer und Johann Friedrich Westkott gegründet worden. 1866 zog das Unternehmen nach Elberfeld um. Aber auch dort waren die Expansionsmöglichkeiten begrenzt. So verlagerte Bayer den Sitz des Unternehmens 1895 nach Wiesdorf, einem heutigen Stadtteil Leverkusens.