Bayer-Entlassungen Entlassungen bei Bayer: Mehr als 300 Stellen sollen in Wuppertal betroffen sein
Wuppertal · Insgesamt 12.000 Arbeitsplätze will Bayer in ein paar Jahren streichen. Auch hunderte Angestellte in Wuppertal sind offenbar betroffen.
Der Chemieriese Bayer will in den kommenden drei Jahren 12.000 seiner weltweit rund 118.000 Arbeitsplätze streichen. Ein "signifikanter Teil" davon entfalle auf Deutschland. Beim Abbau der Arbeitsplätze bis Ende 2021 ist bislang vorgesehen, dass rund 900 Arbeitsplätze in der Forschung der Sparte „Pharmaceuticals“ für verscheibungspflichtige Medikamente wegfallen.
In Wuppertal sind mehr als 300 Stellen betroffen
In Wuppertal sind laut Bayer rund 350 Stellen im Zusammenhang mit der Herstellung von Medikamenten gegen die Bluterkrankheit betroffen. Das meldete die Nachrichtenagentur AFP am Donnerstagnachmittag. Insgesamt arbeiten am Standort in Wuppertal laut Angaben des Unternehmens mehr als 3.500 Mitarbeiter in Forschung, Entwicklung und Produktion.
Bayer schreibt in einer Mitteilung auf der Firmen-Internetseite: „Im Bereich der Hämophilie ist der Wettbewerb mit der Einführung mehrerer neuer Produkte deutlich gestiegen. Um in diesem Segment wettbewerbsfähig zu bleiben, hat Bayer beschlossen, den in Wuppertal (Deutschland) gebauten Faktor-VIII-Betrieb nicht zu nutzen, sondern die Herstellung aller rekombinanten Faktor-VIII-Produkte auf den Standort Berkeley (USA) zu konzentrieren. Vor drei Jahren hatte Bayer noch damit begonnen, massiv in den Standort Wuppertal zu investieren.
Weitere Bereiche in denen Stellen wegfallen sollen:
In der Consumer-Health-Sparte für rezeptfreie Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel sollen 1100 Stellen wegfallen, in der Crop-Science-Sparte mit den Bereichen Saatgut, Pflanzenschutz und Schädlingsbekämpfung rund 4100. Weitere 5500 bis 6000 Stellen werden Bayer zufolge bei den "übergreifenden Konzern- und Querschnittsfunktionen, Business Services sowie den Länderplattformen" gestrichen.
Bayer kämpft an mehreren Fronten
Bayer hat derzeit gleich an mehreren Fronten zu kämpfen. In den USA sieht sich der Konzern nach der Übernahme von Monsanto mit zahlreichen Klagen wegen des Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat konfrontiert. Die Kläger werfen dem von Bayer übernommenen US-Unternehmen Monsanto vor, mit Glyphosat ein krebserregendes Mittel verkauft und nicht ausreichend über die Schädlichkeit informiert zu haben. Bayer weist diese Vorwürfe entschieden zurück. Doch brach die Bayer-Aktie nach dem ersten verlorenen Glyphosat-Prozess massiv ein. Auch im wichtigen Pharmageschäft hatte der Konzern zuletzt wenig erfolgversprechende Neuentwicklungen zu vermelden.
Das sagen Arbeitnehmervertreter
Gesamtbetriebsratschef und Aufsichtsratsvize Oliver Zühlke sagte: „Der erreichte Schutz vor betriebsbedingten Kündigungen bis Ende 2025 ist ein Meilenstein.“ Aufsichtsratsmitglied Petra Reinbold-Knape von der Gewerkschaft IG BCE betonte, die Pläne des Bayer-Vorstands bedeuteten tiefe Einschnitte. „Die Arbeitnehmervertreter haben dennoch diesen Schritt mitgetragen, weil wir im Gegenzug belastbare Zusagen für die Beschäftigten und die Standorte für die nächsten sieben Jahre durchgesetzt haben.“
Das sagt Bayer
Ziel von Bayer ist es nach eigenen Angaben, mit diesem "Umbau" sein Kerngeschäft in der Life-Science-Sparte zu stärken, also etwa dem Geschäft mit Arzneimitteln. Trennen will sich der Konzern hingegen von seiner Sparte für Tiergesundheit. Damit und mit den erwarteten Synergien aus der Übernahme des US-Saatgutherstellers Monsanto will Bayer ab 2022 von 2,6 Milliarden Euro pro Jahr einsparen.
Der Bayer-Aufsichtsrat unterstützte die entsprechenden Plänen des Vorstands "einstimmig", wie der Leverkusener Konzern mitteilte. "Mit den Maßnahmen, die wir jetzt angehen, schaffen wir die Voraussetzung, um die Performance und Ertragskraft von Bayer nachhaltig zu steigern", betonte Vorstandschef Werner Baumann. Geprüft werden soll in den kommenden Monaten auch, sich von den Bereichen Sonnenschutz mit der Marke Coppertone und der Fußpflege (Dr. Scholl's) zu trennen.