Behinderten-Werkstätten holen sich die Arbeit zurück
Kompetenzverbund: Die Einrichtungen für behinderte Menschen halten den Umsatz konstant und gewinnen neue Kunden.
Wuppertal. Der Kompetenzverbund der Bergischen Werkstätten holt derzeit offenbar viel Arbeit, die heimische Unternehmen bereits in Billiglohn-Länder verlagert hatten, wieder zurück ins Bergische. Jedenfalls ist es den Lebenshilfen und Proviel gelungen, den Umsatz mit etwa 45 Millionen Euro auf dem gleichen Niveau wie im Jahr 2008 zu halten. Und das, obwohl die behinderte Menschen beschäftigenden Werkstätten als Zulieferer natürlich ebenfalls extreme Einbrüche in den Auftragsbüchern hatten. Gleichzeitig haben die Werkstätten im vergangenen Jahr jedoch 60 neue Kunden gewonnen.
Auf diese Art stellten die Werkstätten sogar 120 neue Arbeitsplätze für behinderte Menschen zur Verfügung. Außerdem wurden 27 Hauptamtliche eingestellt. Und die Zahl der so genannten Außenarbeitsplätze, bei denen Behinderte in den Räumen des Auftraggebers eingesetzt werden, stieg von 55 auf 90.
Bei den Tätigkeiten geht es häufig um echte Volumenarbeit: Die Werkstatt in Wermelskirchen verarbeitete allein 32 Millionen Einzelteile, montiert Rollen für die unterschiedlichsten Anwendungen; unter anderem für Krankenhausbetten und Servier-Wagen in Flugzeugen. Die Solinger Werkstätten verpackten etwa 80.000 Sockenhalter; die Werkstätten in Remscheid fertigten, 1,8 Millionen Automobilteile und schredderten 220 Tonnen Akten. Die Wuppertaler Lebenshilfe-Werkstätten haben in einem einzigen Auftrag 540.000 Schrauben konserviert (also in Fett gehängt) und damit für den Einsatz auf Baustellen vorbereitet. Proviel liefert in wenigen Tagen das 300.000. Puky-Fahrzeug aus.
Wie die Geschäftsführer der Einrichtungen berichten, gibt es zudem einen ständigen Austausch mit dem Arbeitgeberverband, um über die Verbesserungen in der Produktion zu sprechen. Zudem investierten die Werkstätten im vergangenen Jahr mehr als 5,5 Millionen Euro. 4,5 Millionen werden es in diesem Jahr. "Das kann nicht jedes mittelständische Unternehmen", heißt es bei den Werkstätten.
Für das laufende Jahr erwarten die Werkstätten einen deutlichen Umsatzsprung. Der ist wohl auch nötig. Denn die Zahl der Menschen mit Behinderungen wächst ständig. Wenn sie am gesellschaftlichen Leben teilhaben sollen, braucht es einen Zuwachs von bis zu zehn Prozent bei den Arbeitsstellen. Die Werkstätten finanzieren sich dabei zu knapp 40 Prozent selbst.