WZ TV: Neue Arbeitswelt an der Wupper
"Schöner arbeiten" lautet das Motto in Wuppertals neuen Bürohäusern. Dort geht es nicht nur darum, Synergien zu nutzen, sondern auch darum, etwas für die Stadt zu tun.
Wuppertal. Büroloft statt Fabrikhalle, Restaurant statt Kantine, Dachterrasse statt Büromief - in Wuppertal lässt es sich schön arbeiten. Gleich mehrere ehemalige Fabrikhallen wurden in den vergangenen Jahren zu Bürohäusern umgebaut. Nicht selten haben sich dort junge, kreative Firmen aus der Design- und Multimediabranche angesiedelt. WZ TV hat in den vergangenen Monaten eine Serie über Wuppertals neue Kreativzentren gedreht. Alle Büromodelle im Überblick:
Bis in die 60er Jahre war die Textilfabrik der Familie von Baum an der Hofaue deutschlandweit bekannt. Sie gehörte zu den ersten Fabriken überhaupt, die Massenkonfektionsware für Frauen und Männer herstellte. Nach dem Wegzug der Firma folgte ein Leerstand, zeitweise zog die aus allen Nähten platzende Uni ein. Die große Lösung für den mehr als 7000 Quadratmeter großen Komplex war lange Zeit nicht in Sicht. Die Fabrikhallen waren groß, kahl und alles andere als auf dem neuesten Stand. "Wir haben über einen Verkauf nachgedacht, aber es konnte sich niemand vorstellen, was man mit dem Komplex anfangen kann", sagt Andrea von Baum, Geschäftsführerin der von Baum Anlagen und Beteiligung.
Die Familie sanierte aus eigener Tasche, investierte 3,5 Millionen Euro. Erst wenn ein Mieter gefunden war, wurde jede Etage einzeln nach dessen Bedürfnissen saniert. Mal ist 100 Jahre altes Parkett zu sehen, mal nackter Betonboden. Der erste Mieter, ein Designbüro, zog 2007 ein. Zurzeit sind dort 25 Unternehmen angesiedelt, darunter die Cineplex-Deutschlandzentrale, eine Werbe- und eine Internet-Agentur. Gerade wird das bislang als Garage genutzte Erdgeschoss ausgebaut. Drei Mieter, ein Designer, ein Physiotherapeut und eine Computerfirma, sind gefunden. Für das Dachgeschoss wird noch ein Nutzer gesucht, erst dann werden der Ausbau abgeschlossen und die Raumstruktur festgelegt sein. Lieblingsort für viele Mieter dürfte die 500 Quadratmeter große Dachterrasse sein, die für Firmenfeiern oder einfach für Mittagspausen genutzt werden kann. Die Schwebebahn fährt direkt daran vorbei.
Wer in die ehemalige Schnürsenkelfabrik einzieht, verpflichtet sich, 100 Stunden pro Jahr gemeinnützige Arbeit für den Stadtteil Ostersbaum zu leisten. Das kann heißen, bei den Lichterwegen mitzuarbeiten oder am eigenen Stadtteil TV mitzuwirken.
Der Wuppertaler Unternehmer Fridhelm Büchele hat die alte Fabrik gemeinsam mit zwei Architekten im Jahr 2001 gekauft. Bislang haben sie 3,5 Millionen Euro Fördermittel in den Umbau gesteckt. Büchele war es wichtig, dass sich die Mieter untereinander kennen. Dafür sorgen unter anderem Glaswände auf den Etagen. "Man hat sich im Blick", sagt Büchele.
23 Unternehmen und Vereine sind in der Huppertsbergfabrik angesiedelt und weitere stehen auf der Warteliste. Der große Veranstaltungssaal, in dem Konzerte oder auch indische Hochzeiten stattfinden, soll deshalb zum Teil als Bürofläche werden. Der Branchenmix reicht von der Filmproduktion über das Projekt für Schulverweigerer bis hin zum Institut für nachhaltiges Konsumieren in Entwicklungsländern.
Der Charme der alten Fabrik findet sich noch in Grundzügen, an der Fassade und den großen Fenstern. Im ehemaligen Dampfmaschinenhaus im Innenhof hat ein Restaurant eröffnet. Ein Wintergarten im Erdgeschoss ist in Planung.