Ex-Firmenchef macht Azubis selbst fit an Maschinen
Erstmals erwarben Lehrlinge den Führerschein für computergesteuerte Dreh- und Frästechnik.
Wuppertal. Vor drei Jahren hat Siegfried Keller den Chefsessel der Firma CNC Keller GmbH an der Straße Vorm Eichholz verlassen. Doch zur Ruhe gesetzt hat sich der umtriebige Unternehmer noch lange nicht. Sein jüngstes Projekt: der CNC-Führerschein.
Vier angehende Zerspanungsmechaniker des Wälzlagerherstellers Schaeffler haben sich jetzt für diese Zusatzqualifikation prüfen lassen. Sie sollten zeigen, wie gut sie den Auftrag für ein anspruchsvolles Werkstück an einer computergesteuerten Dreh- und Fräsmaschine umsetzen können.
Siegfried Keller hat in der Nacht vor der Prüfung kaum geschlafen: „Ich hab’ gezittert!“ Denn Prüfungskonzept und Übungsunterlagen hatte er entwickelt - er sorgte sich, dass sie gut genug waren. Doch die vier jungen Männer schlossen mit Bestnoten ab. Und Siegfried Keller strahlte mit ihnen um die Wette.
Seit dreißig Jahren engagiert sich der gelernte Maschinenschlosser für die Ausbildung an den computergesteuerten Maschinen, CNC-Maschinen genannt. Er hatte sich einst bei einem Unfall am Arm schwer verletzt. „Durch CNC konnte ich auch mit einer Hand arbeiten“, erklärt er seine Begeisterung für die Technik. Als Berufsschullehrer versuchte er, seinen Schülern die Freude an der Arbeit zu vermitteln.
1985 gründete er mit seiner Frau Roswitha die CNC Keller GmbH auf den Südhöhen, die Produktionssoftware für solche Maschinen entwickelt. Und Software, die den Umgang mit den teuren Maschinen per Simulation einübt. Die erfolgreiche Firma hat heute Kunden in 80 Ländern.
Vor drei Jahren übergaben die Kellers das Unternehmen an langjährige Mitarbeiter. Aber Siegfried Keller ist keiner, der die Füße hochlegt. Unter anderem unterrichtet er am Berufskolleg Hückeswagen. „Aber am unruhigsten hält mich der CNC-Führerschein“, gesteht er.
Denn ein Problem in der Ausbildung der Zerspanungsmechaniker trieb ihn um: Der Umgang mit CNC-Maschinen wird nur in der Theorie geprüft, eine praktische Prüfung schien lange zu aufwendig. Er hat sich mit Spezialisten zusammengetan und einen CNC-Führerschein entwickelt, mit einheitlichen Standards für ganze Europa.
Die Dekra-Akademie bietet sechswöchige Lehrgänge dazu an, schon 400 Teilnehmer haben den CNC-Führerschein bestanden. Jetzt wurde er erstmals in eine betriebliche Ausbildung integriert: Keller hat mit den Meistern bei Schaeffler am Übungsmaterial gefeilt. Nun ist er stolz auf den Erfolg: „Wir sind hier Vorreiter für eine ideale Ausbildung.“