Interview mit Guido Grüning - Vorsitzender des DGB-Ortsverbandes
Guido Grüning ist der Vorsitzende — und attestiert der Stadt ein gutes Arbeitsklima.
Neuer Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes DGB in Wuppertal ist Guido Grüning. Damit entsteht in Wuppertal wieder ein eigenständiger DGB, der direkt ohne Zwischenebene dem DGB-Landesbezirk unterstellt ist und sich ausschließlich um die Belange Wuppertals kümmert.
Was ist denn der Vorteil der neuen Struktur?
Guido Grüning: Abgesehen davon, dass die neue Struktur auch Geld spart, weil die hauptamtliche Regionalebene wegfällt, stärken wir das Ehrenamt. Wir können es uns nicht mehr erlauben, dass das Ehrenamt nicht in der Satzung steht. Außerdem können wir jetzt direkt Anträge an die Landesebene stellen.
War es denn zuvor schwierig, sich innerhalb der Region Düsseldorf — Bergisch Land abzustimmen?
Grüning: In den Gremien war das schon mal schwierig. Einem Vertreter der IG Metall in Krefeld zum Beispiel ist es relativ wurscht, ob eine Veranstaltung zum 1. Mai in Velbert stattfindet. Jetzt hingegen haben wir eine klare Interessenlage, die sich auf die Stadt Wuppertal bezieht.
Und das bringt was?
Grüning: Damit sind wir deutlich sprachfähiger und können uns platzieren, statt ein Thema wegen der Interessenlagen in anderen Städten ruhen zu lassen.
Dabei ist die Mitgliederentwicklung doch erfreulich oder?
Grüning: Die ist mit 32 000 Mitgliedern tatsächlich erfreulich. Die Gewerkschaft hat sich in der Krise als seriöse und gestalterische Konstante erwiesen. Wir waren ein Faktor, der für Stabilität gesorgt hat, während das Vertrauen in die Politik schwindet.
Gibt es da Besonderheiten in der Mitgliederentwicklung?
Grüning: Ja, wir haben zum Beispiel eine gute Entwicklung bei der Gewerkschaft Erziehung (GEW) und Wissenschaft und bei der IG Metall. Die GEW informiert die Lehrer ja schon an der Universität und bereitet sie darauf vor, was kommen kann. Zusätzlich gibt es immer öfter schlechte Bedingungen für Lehrer bei freien Weiterbildungseinrichtungen mit zum Teil haarsträubenden Verträgen.
Was sind denn im Aufschwung die größten Herausforderungen für die Gewerkschaft?
Grüning: Wenn es um Neonazis in Vohwinkel geht, dann haben wir den Auftrag, Mitglieder zu mobilisieren. Insgesamt haben acht unterschiedliche Gewerkschaften natürlich unterschiedliche Interessen. Wenn es aber um Mindestlöhne oder Leiharbeiter geht, dann sind wir die Richtigen. Und es geht um Themen, die nicht so im Fokus stehen. Der Bereich Aus- und Weiterbildung wird wichtiger. Da geht es auch um lebenslanges Lernen.
Weitere Aufgaben?
Grüning: Da ist die Frage des Ehrenamts-Managements. Und das machen wir auch über das Internet sehr erfolgreich. Wenn wir ein Prüfungsausschuss-Mitglied suchen, finden wir mittlerweile Menschen, die auf dem alten Kommunikationsweg nicht einmal angesprochen wurden. Da handelt es sich zum Teil sogar um Menschen, die erst über das Ehrenamt Mitglied einer Gewerkschaft werden.
Und wie läuft die Zusammenarbeit der Akteure in Wuppertal?
Grüning: Es gibt eine Generation von Menschen in Kammern, Wohlfahrtsverbänden, Kirchen und bei den Gewerkschaften, die gut zusammenarbeitet und viel für die Stadt tut. Beispielsweise ist die Zusammenarbeit mit Carmen Bartl-Zorn von der IHK in Sachen Aus- und Weiterbildung sehr gut. Früher hat man da Dinge ausgetragen, die auf städtischer Ebene sowieso nichts ändern.