Mehr Insolvenzen trotz guter Konjunktur
Creditreform: Die Zahl der Insolvenzeröffnungen steigt bei Firmen um fast 18 Prozent.
Wuppertal. Die Konjunktur lief im vergangenen Jahr ausgesprochen gut. Und das spiegelte sich auch auf dem Arbeitsmarkt. Doch was die Zahl der Insolvenzen im Stadtgebiet angeht, so kann von Entspannung keine Rede sein: Nach Erkenntnis der Creditreform ist die Zahl der Verbraucherinsolvenzen im Vergleich zum Jahr 2010 sogar gestiegen — und zwar um 0.8 Prozent auf 735. Darin enthalten sind die sogenannten Nachlass-Insolvenzen, also jene Fälle, in denen die Nachlässe nach einem Todesfall überschuldet waren.
Mehr Privatinsolvenzen in wirtschaftlich guten Zeiten? Jean Christenat von der Wirtschaftsauskunftei Creditreform führt das auch darauf zurück, dass sich das Gehaltsniveau über Jahre hinweg nicht positiv entwickelt hat.
Und ginge es einem Unternehmen gut, dann bedeute das nicht zwangsläufig, dass es auch den Mitarbeitern gut geht. Dazu kämen beispielsweise gestiegene Energiekosten, die mittlerweile zu Recht den Beinamen einer zweiten Miete tragen. „Das erschlägt den einen oder anderen“, so Christenat.
So gut geht es trotz der Umsatzrekorde vieler Unternehmen aber offenbar in zahlreichen anderen Firmen auch nicht: Denn im vergangenen Jahr stieg die Zahl der eröffneten Firmen-Insolvenzen um annähernd 18 Prozent 265. Branchenspezifische Unterscheidungen kann Christenat nicht treffen. Was er aber beobachtet ist, dass sich häufig eine klassische These bewahrheitet: Demnach sind Unternehmen in Wachstumsphasen mitunter nicht in der Lage dieses Wachstum zu finanzieren und landen deshalb letztlich unter Umständen sogar in der Insolvenz. Ein Phänomen: Das eine oder andere Unternehmen hat es im Jahr 2010 womöglich versäumt, sich ein finanzielles Polster zuzulegen. Außerdem: „Viele wurschteln da vor sich hin und haben die Zeichen der Zeit nicht erkannt“, so Christenat.
Ein Prognose? Die Zeiten werden wieder härter. Denn auch 2012 wird kein Jahr der Ruhe und Entspannung werden, so Creditreform.