Schwelmer Brauerei gibt nach neuem Einbruch beim Verkauf auf
Auch Investitionen in Millionenhöhe nutzten nichts.
Schwelm. Die Schwelmer Brauerei gibt auf: Am Mittwoch wurde der Insolvenzantrag gestellt. Vor einem knappen Jahr hatte der Lieferant so mancher Wuppertaler Gaststätten und Hersteller des Trassengoldes noch etliche Hebel in Gang gesetzt, um die Wende zu schaffen: Die knapp 40 Beschäftigten absolvierten eine 42-Stunden-Woche ohne Lohnausgleich, zwei Millionen Euro wurden in das Unternehmen investiert, neue Gär- und Lagertanks wurden angeschafft, Eigentümer Rolf Lohbeck nahm das Ruder wieder selbst in die Hand.
Doch die Wende blieb aus. Nach einem 18-prozentigem Absatzminus auf etwa 53.000 Hektoliter im vergangenen Jahr ging der Absatz auch im laufenden Jahr erneut zurück - und zwar wieder beträchtlich um 15 Prozent. Alle Bemühungen, die im Jahr 2006 entstandenen Qualitätsprobleme wieder in den Griff zu bekommen und die Zahl der Beschwerden zu verringern, führten nicht zu einem Absatzplus. Die Liquidität jedoch verringerte sich.
Alles Gründe, jetzt doch Schluss zu machen. Lohbeck, der nach eigenen Angaben zwischen den Jahren 2002 und 2009 mehr als 14 Millionen Euro in das Unternehmen investierte, bemüht die alte Indianerweisheit, wonach man von einem toten Pferd absteigen solle.
Verkaufsleiter Stefan Juki hält trotz der anhaltend roten Zahlen im Betrieb eine Fortführung für denkbar. "Nichts ist unmöglich", sagt er. Allerdings müsste der Absatz (Hauptmarkt ist der Handel) auf mehr als 60.000 Hektoliter gesteigert werden.
Dabei war der Beginn der Ära Lohbeck - obwohl offenbar vor allem emotional begründet - verheißungsvoll. Denn eigentlich hätte die Brauerei nach dem Willen der Veltins Gruppe bereits Ende 2001 schließen sollen. Lohbeck wagte sein Glück jedoch, kaufte die Brauerei - und erhöhte den Absatz von 38.000 Hektoliter im Jahr 2001 auf 82.000 im Jahr 2004. Dann änderten sich die Trinkgewohnheiten und schließlich erhöhten sich die Qualitätsprobleme der Traditionsbrauerei, deren Wurzeln bis in Jahr 1830 zurückreichen.
Die Insolvenz betrifft nicht die Unternehmensgruppe Dr. Lohbeck.