Städtebarometer: Unzufriedene Unternehmer?
Eine Umfrage von Ernst & Young ergab schlechte Noten für Wuppertal. 100 befragte Unternehmer sorgten dafür, dass die Stadt auf dem vorletzten Rang landete.
Wuppertal. Das nächste Ranking, die nächste Schlappe: Diesmal stammt der Tiefschlag von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young. Die befragte in den 20 größten deutschen Städten jeweils 100 Unternehmer zu 29 Standorteigenschaften.
Auf einer Skala von 1 (unzufrieden) bis 4 (zufrieden) landet Wuppertal mit einem Wert von 2,85 auf dem vorletzten Rang - knapp hinter Bochum und vor Duisburg.
Besonders erschreckend: Laut Studie denkt jedes zehnte Wuppertaler Unternehmen darüber nach, den Unternehmensstandort zu verlagern. Eine Aussage, die für Oberbürgermeister Peter Jung "völlig unbegreiflich" ist.
Er absolviert jede Woche mindestens einen Firmenbesuch. Und er wird nicht müde, den Unternehmen zu erklären, sie sollten sich direkt an ihn oder an die Wirtschaftsförderung wenden, wenn irgendwo etwas klemme. Alle Ermessensspielräume würden zugunsten der Firmen ausgelegt.
"Was wir können, das tun wir auch", so Jung. Zweifel an den Aussagen der Studie hat auch Michael Wenge, Hauptgeschäftsführer der IHK. Nach seinen Erkenntnissen - und die wurden vor wenigen Jahren durch eine IHK-Umfrage unter 3000 Unternehmen untermauert - ist die Standorttreue der Firmen sehr viel höher als es jetzt den Anschein habe.
Trotzdem liefert die Studie eine Schlagzeile, "die uns weh tut". Und Wenge glaubt, dass es das Bergische mit seiner überdurchschnittlich ausgeprägten Industriedichte in solchen Umfragen immer etwas schwerer haben wird.
Auslandsinvestitionen hätten einer weiteren IHK-Umfrage zufolge außerdem häufig zur Folge, dass neue Märkte angegangen werden und so der heimische Standort letztlich gestärkt werde.
Schwach - also mit Werten von unter 2,6 - schneidet Wuppertal laut Umfrage in mehreren Fragen ab: Dazu gehören unter anderem das Image der Stadt, die Attraktivität Wuppertals sowohl für Einwohner wie auch als Argument für die Rekrutierung von Mitarbeitern, die Standortkosten, das soziale Klima, die Verfügbarkeit von qualifizierten Arbeitskräften sowie die Kaufkraft in der Region.
Werte oberhalb von 3,0 gibt es für den Verkehr, Grünflächen, Verfügbarkeit von Wohnraum, Hochschule, Gesundheitsversorgung, die Nähe zu Kunden, sportliche und kulturelle Angebote.
Ernst & Young klassifiziert zusätzlich in sechs Hauptkategorien. In keiner davon landet Wuppertal oberhalb des Durchschnitts. Die Differenzen sind jedoch mitunter marginal.