Einkaufserlebnis Kunden wollen Plastikmüll vermeiden
Immer mehr Wuppertaler Supermärkte befüllen mitgebrachte Behälter an der Fleisch- und Käsetheke.
Weniger Verpackung oder gar keine Verpackung? Der Wunsch vieler Verbraucher nach weniger Plastikmüll und Verpackungsmaterial scheint auch in Wuppertal erste Früchte zu tragen. In einigen Supermärkten können Kunden ihre eigenen Mehrwegverpackungen mit an die Fleisch-, Käse- und Gemüsetheke bringen – und im nächsten Jahr vielleicht schon ganz ohne Verpackungen einkaufen. Ein Überblick.
Nicht nur Akzenta, sondern auch der „Superbiomarkt“ an der Luisenstraße bietet die Möglichkeit, mitgebrachte Behältnisse an den Frischetheken befüllen zu lassen. Real lässt diese Option prüfen. „Nach erfolgreichen Tests in unseren Märkten in Gotha (Thüringen), Dreieich (Raum Frankfurt) und Pentling (Bayern) leiten wir derzeit die Ausweitung auf alle Märkte in die Wege“, berichtet ein Unternehmenssprecher auf Anfrage. Auch der Real-Markt in Wuppertal-Langerfeld befindet sich nach Angaben des Unternehmens derzeit in der Absprache mit der zuständigen Aufsichtsbehörde. Dem Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherfragen (LANUV) steht die Prüfung zu. Im Falle des Superbiomarkts hat man sich auf die gleiche Lösung wie schon bei Akzenta geeinigt. Die Behälter werden dabei auf einem Tablett über die Theke befördert.
Wie gut das Angebot bei den Kunden ankommt, wollte Akzenta auf Anfrage nicht beurteilen. Tim Koch vom Superbiomarkt erläutert hingegen: „Die Kunden müssen sich natürlich an das Angebot gewöhnen, es erfordert etwas mehr Planung, schließlich muss man seine Behälter mitnehmen. Wir sehen aber mit der Zeit einen deutlichen Anstieg in der Nachfrage und wer es nutzt, der nutzt das Angebot auch regelmäßig.“
Dass verpackungsloses Einkaufen Potenzial hat, steht für eine kleine Gruppe Ölberger außer Frage. Nachdem im Sommer eine Umfrage durch das UrbanUp-Projekt des Zentrums für Transformationsforschung (Transzent) gestartet wurde, fanden sich schnell Interessierte, das Konzept eines Ladens, der Produkte nur in Mehrwegverpackungen vertreibt, umzusetzen. „Erfragt wurden in der Umfrage die Akzeptanz verschiedener Nutzungskonzepte für die Nutzung leerstehender Ladenlokale unter anderem ein Unverpacktladen, aber auch ein Leihladen zum Ausleihen diverser Gegenstände, sowie die Bedürfnisse der Anwohner und deren Bereitschaft, an bestimmten Konzepten mitzuwirken“, erklärt Alexandra Kessler, wissenschaftliche Mitarbeiterin im UrbanUp-Projekt.
Für den Unverpackt-Laden
wird noch ein Standort gesucht
„Nach Erscheinen des Artikels und der Umfrage haben sich drei Teams gemeldet, die Interesse an der Umsetzung haben“, berichtet Gaby Schulten, Mitglied der Initiative „Mobiler Ölberg“ und Inhaberin der Agentur OrgBeratung. „Diese haben wir miteinander vernetzt.“
„Im Spätsommer 2019 wollen wir starten“, berichtet die Unverpackt-Gruppe. Man habe mittlerweile fünf Personen, die das Projekt ernsthaft umsetzen wollen. Bis dahin ist jedoch noch einiges zu tun: Startkapital muss eingeworben, ein passendes Ladenlokal gefunden werden und die richtige Produktpalette ausgewählt werden. „In unserer Gruppe ist unter anderem ein Lebensmittelkaufmann, eine Juristin und eine Projektentwicklerin“, berichtet die Unverpackt-Initiative. Genügend Vorbilder gibt es mittlerweile: „Der Unverpackt-Laden in Siegen ist für uns ein gutes Beispiel“, so die Gruppe, „auch wir wollen uns als Genossenschaft gründen, um nicht nur anders zu konsumieren, sondern auch anders zu wirtschaften.“ Neben den Genossenschaftsanteilen soll ein Teil des Startkapitals aus Crowdfunding stammen. „In Siegen sind so innerhalb eines Jahres 50 000 Euro zusammengekommen“, erklären sie.
Als Standort wurde ursprünglich die Marienstraße 41 diskutiert. Das werde jedoch immer unwahrscheinlicher. Die nötigen Sanierungsarbeiten sind wahrscheinlich nicht bis zum angedachten Eröffnungstermin realisierbar. „Wir suchen einen Standort, der zugleich Parkplätze bietet, gut mit Fahrrad und ÖPNV erreichbar ist und nicht irre teuer ist“, so eine Vertreterin der Gruppe.
Mut macht den angehenden Gründern auch, dass zwischen den Unverpackt-Läden eine gute Zusammenarbeit herrsche. „Mit den Läden in Köln, Düsseldorf und Siegen sind wir mittlerweile vernetzt. Sie stellen uns auch gerne ihre Businesspläne und Lieferketten zur Verfügung“, so die Gruppe. Das heiße nicht, dass alles übernommen werde. Wenn es soweit ist, wolle man aber Synergien nutzen.