Einige Beispiele verdeutlichen das Ausmaß. Das reicht von AfD-Sympathiebekundungen über „Ausländer raus“-Schriftzüge bis zu tellergroßen Hakenkreuzen auf Treppen, die auf das Unigelände führen. Auf Pappwänden eines gerade renovierten Aufzuges sammelten sich Sprüche wie „Linkes Gezeter = Neun Millimeter“. Ein Gewaltaufruf gegen Linke, der laut Verfassungsschutzbericht NRW 2013 in Verbindung mit Demos der vom Verfassungsschutz beobachteten Partei „Die Rechte“ steht. Darunter befand sich eine Zeichnung eines Duschkopfes mit dem Untertitel „Wir brauchen Gas(s)“.
„Wenn man auf dem Weg in die Uni solche Nazi-Symbole sieht, löst das ein bedrückendes Gefühl aus, weil wir davon ausgehen müssen, dass hier ganz aktiv Menschen mit menschenfeindlicher Ideologie versuchen, Raum an der Uni einzunehmen“, sagt Laetitia Franzke, Referentin für politische Bildung des allgemeinen Studierendenausschusses (AStA). „Außerdem wissen wir, dass so etwas nicht losgelöst von gesellschaftlichen Entwicklungen stattfindet.“ Sie beobachteten diese Vorkommnisse im Kontext einer Zeit, in der eine in Teilen rechtsextreme Partei mit über 20 Prozent im Bundestag vertreten ist. Die Uni sei traditionell ein progressiver Ort der Vielfalt und Freiheit. Dass der Rechtsruck nun auch hier zu spüren sei, löse besondere Beunruhigung aus.
Nicht nur Schriftzüge entfernen, sondern auch darüber reden
Die Fotos der Schmierereien dienten als Grundlage für die von Studierenden organisierte Ausstellung „Wir müssen reden! Dem Rechtsruck an der Uni und im Alltag entgegentreten“ Mitte April. Sie war Auftakt der gleichnamigen Reihe von Veranstaltungen im laufenden Semester.
„Wir sind der Meinung, dass die Reaktion nicht nur sein kann, die Schriftzüge zu entfernen. Mit der Ausstellung und den folgenden Veranstaltungen im Sommersemester wollen wir daher im Zusammenschluss mit Studierenden und Lehrenden der Uni, einen demokratischen Austausch darüber schaffen, wie man so undemokratischen Bewegungen etwas entgegensetzen kann“, erklärt Franzke.
Zum Programm gehören zum Beispiel auch Workshops über Gesprächsstrategien gegen Rechtsextremismus sowie Vorträge zum Rechtsruck im Wissenschaftssystem. Zu den Veranstaltungen sind nicht nur Studierende und Lehrende der Uni eingeladen, sondern die breite Stadtbevölkerung.
Man gehe davon aus, dass die Bergische Universität mit diesem Thema nicht allein sei. Auch an anderen Hochschulen wie etwa der Ruhr-Universität Bochum beobachtet man vermehrt rechtsextreme Aktivitäten auf dem Campus und auch hier regt sich Widerstand. Man stehe stets im engen Kontakt mit anderen Universitäten, so Corinna Dönges, Sprecherin der Wuppertaler Uni. So fand im letzten Semester bereits eine standortübergreifende Veranstaltungsreihe zum Thema „Extrem rechte Interventionen als Herausforderung für Bildung in einer demokratischen Gesellschaft“ statt.
„Die Bergische Universität hat die Studierenden stets ermutigt, sich aktiv an dem gemeinsamen Austausch zu beteiligen“, so Dönges. Man schätze die von Kollegen begleitete studentische Initiative und Ausstellung als wichtigen Beitrag. Ferner habe sich die Wuppertaler Universität in den letzten Wochen mit klaren Positionierungen auf ihrer Website deutlich gegen jede Form von Diskriminierung und Rechtsradikalismus gewandt, zuletzt, als sie sich dem Statement des bundesweiten „Netzwerk Antidiskriminierung an Hochschulen“ angeschlossen hat.