WSV-Mitgliederversammlung: Alle standen auf den Stühlen
Die Mitglieder kritisieren Präsident Friedhelm Runge, entlasten den Vorstand aber.
Wuppertal. „Zeit für VerändeRUNGEn“, stand auf einem Flugblatt, das von WSV Fans verfasst und am Mittwoch vor dem Eingang der Uni-Halle an die Besucher der Mitgliederversammlung verteilt wurde. Eine Alternative zum mächtigen Präsidenten Friedhelm Runge gab es natürlich auch am Mittwoch nicht, doch verändert hatte sich zumindest einiges am Stil der Versammlung, die zum ersten Mal seit drei Jahren wieder stattfand, obwohl laut Satzung jedes Jahr über die Zusammensetzung des Verwaltungsrats abgestimmt werden muss.
Gut zwei Stunden dauerte am Mittwoch allein die Aussprache über Anträge, und schon bei der anfänglichen Wahl des Versammlungsleiters gab es Contra. Als Wirtschaftsprüfer Jochen Leonhardt dazu bestimmt werden sollte, kam aus der Versammlung der Hinweis, dass diesen Job laut Satzung nur ein Vorstandsmitglied ausführen darf. Dieter Barthel, der seit zwei Jahren nur noch kommissarisch im Amt ist, führte daraufhin durch den Abend.
Der erste kleine Punktsieg für das Plenum, das bei einem weiteren Antrag Friedhelm Runge auch noch das Zugeständnis abrang, künftig auf jährliche Versammlungen zu achten. Nach weiteren kritischen Nachfragen etwa zu einem angeblichen Rechtsstreit mit der Vermarktungsgesellschaft Banf oder der Rolle von Uwe Christoffer im Verwaltungsrat (war er nun Mitglied oder war das nur ein Gedankenspiel, wie der amtierende Vorsitzende Christoph Strieder versicherte?) brauste Friedhelm Runge auf und sprach unter Pfiffen von „Klugscheißern, die lieber konstruktiv mitarbeiten sollten“. Er habe ja sein Amt aufgeben wollen, aber die Notbremse ziehen müssen, da es ohne ihn keine neue Lizenz gegeben hätte. Beifall mischt sich mit Pfiffen.
So ist in der Uni-Halle zwischendurch stimmungsmäßig mehr los, als bei den jüngsten WSV-Heimspielen. Turbulent wird es erneut, als über den Antrag abgestimmt wird, den WSV Borussia wieder in WSV umzubenennen. Zur besseren Übersichtlichkeit, schlägt Friedhelm Runge vor, dass die Befürworter sich auf einen Stuhl stellen müssen. Bei 248, die in diesem Punkt abstimmen, sind 188 für eine Dreiviertel-Mehrheit zur Satzungsänderung nötig. Die wird verfehlt. Allerdings gibt es bei 118 Ja-, 97 Nein-Stimmen und 33 Enthaltungen (ein Großteil der ersten Mannschaft) eine einfache Mehrheit.
Eine Mehrheit (142 Ja-Stimmen, 30 Enthaltungen bei 282 Stimmberechtigten) findet sich dann aber für die Entlastung des alten Vorstands. Auch der Verwaltungsrat wird mit 131 Ja-Stimmen bei 39 Enthaltungen entlastet. So kommt es nach drei Stunden zur Wahl der Verwaltungsratsmitglieder. Elf werden vorgeschlagen: Jörg Barth, Jürgen Bergmann (neu), Michael Busch, Heiner Düssel (neu), Dietmar Grabotin (neu), Dieter von Lehn, Frank Lehnkering, Hans Kremendahl (neu), Ulrich Meister (neu), Christoph Strieder und Nico Ueberholz. Alle werden im Block gewählt und dürfen nun bald über den neuen Vorstand abstimmen. Dort wünscht sich Runge, wie berichtet, Lothar Stücker (Finanzen) und Jörg Albracht (Sport). Als der Präsident noch etwas über Demokratieverständnis sagen will, verlassen etwa 50 Mitglieder aus Protest den Saal. So geht eine turbulente Versammlung mit einem Schuss Chaos zu Ende.