WSW bohren unter der L418
Beim Bau der Fernwärmeleitung hat gestern eine wichtige Etappe begonnen: die künftige Verbindung zum Müllheizkraftwerk.
Wuppertal. Am Ende ist es nur ein Surren. Mehr ist nicht zu hören, als sich der riesige Bohrer in Gang setzt und beginnt, in den Felsen unter der L418 eine Röhre zu fräsen. Eine Woche wird es voraussichtlich dauern, bis der Bohrer auf der anderen Seite wieder herauskommt. Damit ist dann der Anschluss der Fernwärmeleitung ans Müllheizkraftwerk möglich.
6,80 Meter ist der Bohrer lang, 60 Tonnen schwer. Ein 550-Tonnen-Kran war im Einsatz, um ihn in das zwölf Meter tiefe Loch einzusetzen, das auf dem Gelände des Müllheizkraftwerks neben der Landstraße gegraben wurde.
Von dort wird er sich sechs bis zehn Meter pro Tag vorwärtsschieben, angetrieben auch von vier Hydraulik-Zylindern, die erst ein Stahlrohr, dann ein Betonrohr ins Erdreich treiben. Sobald diese in der Wand verschwunden sind, wird ein neues Röhrensegment eingesetzt. Das gelöste Erdreich wird — vermischt mit Wasser — durch Röhren aus der Grube gepumpt. „Die Geschwindigkeit hängt natürlich von der Bodenbeschaffenheit ab“, erklärt Projektleiter Gerhard Daun von den Stadtwerken WSW). Gestein und Fels könnten die Arbeiten verzögern.
Er weist auf die Bedeutung der Fernwärmeleitung hin, in die die Stadtwerke und die Abfallwirtschaftsgesellschaft (AWG) rund 40 Millionen Euro investieren: „Dadurch können wir das Kohleheizkraftwerk in Elberfeld abschalten.“ Die Wärme aus dem Müllheizkraftwerk werde die Stadtteile Elberfeld, Barmen und Oberbarmen mit Wärme versorgen.
„Durch die Umstellung werden wir jährlich 450 000 Tonnen CO2 einsparen — das entspricht 60 Prozent dessen, was der Straßenverkehr ausmacht.“ Der Anteil der erneuerbaren Energien im Fernwärmenetz der WSW steigt damit auf über 40 Prozent. Gleichzeitig werde der Wupper unnatürliche Wärme erspart, weil ihr Wasser weniger zum Kühlen gebraucht wird. „Die Fernwärmeleitung ist ein ganz wesentliches Projekt für die Klimaziele der Stadt.“
Martin Bickenbach, Geschäftsführer der AWG, Betreiberin des Müllheizkraftwerks, erklärt, dass die Fernwärme die Energie des Müllheizkraftwerks viel besser ausnutze. Bisher wurde aus der Hitze Strom erzeugt. „Die Nutzung der Fernwärme ist viel effizienter“, betont Bickenbach.
Ist der Tummel mit etwa 2,40 Meter Durchmesser fertig gebohrt, werden durch ihn die Rohre für den heißen Dampf (1,20 Meter Durchmesser) und das kondensierte Wasser auf dem Rückweg (25 Zentimeter Durchmesser) verlegt werden.
Das große Loch mit sechs bis acht Meter Durchmesser wird bestehen bleiben. „Das hier wird die Übergabestation“, erklärt Gerhard Daun. Hier werde der Dampf in das Fernwärmesystem eingespeist, hier werde die Steuerung sein. Aber darauf wird dann ein Deckel liegen, so dass die Fläche wieder genutzt werden kann.