Kanalbauarbeiten WSW sanieren Rohre am Nützenberg, ohne die Straße aufzureißen
Nützenberg · Absolutes Halteverbot soweit das Auge reicht. Wer rund um Eulenweg, Merlinweg oder Rabenweg einen Parkplatz am Straßenrand sucht, der dürfte auf dem Nützenberg aktuell kaum Erfolg haben.
Auf der Suche nach dem Grund für die großflächigen Parkverbotszonen dürften die Anwohner vor einigen Tagen in ihrem Briefkasten fündig geworden sein. Hier informierten die Wuppertaler Stadtwerke (WSW) über anstehende Kanalbauarbeiten, doch aufgerissene Straßen sind weit und breit nicht zu sehen.
„Das liegt daran, dass wir hier mit dem sogenannten Schlauchlining ein minimalinvasives Verfahren durchführen. Dadurch lassen sich Oberflächenarbeiten komplett vermeiden und es werden im Gegensatz dazu auch zwei Drittel der Kosten eingespart“, erklärt Manfred Röttgers, Fachingenieur Planung und Bauleitung für unterirdische Kanalsanierung bei den WSW. Insgesamt lassen die Stadtwerke auf diese Art und Weise knapp zehn Kilometer Schmutz- und Regenwasserleitungen pro Jahr im gesamten Stadtgebiet sanieren.
Auf dem Nützenberg wurden dafür vor einigen Wochen ganze Straßenzüge mit Halteverbotsschildern ausgestattet, um neben den Lkw der Sanierungsfirma etwa die Rettungswege freizuhalten. Röttgers: „Weil es immer wieder Beschwerden von Anliegern gibt, bitten wir an dieser Stelle noch einmal um Verständnis. Da wir den Zeitbedarf im Vorfeld nicht genau vorausberechnen können, sind kurzfristige Regelungen kaum möglich. So muss ein absolutes Halteverbot mit 72 Stunden Vorlauf eingerichtet werden, damit es rechtlich bindend ist.“ Eine Verschiebung von Tag zu Tag, von Kanal zu Kanal sei daher während der zweimonatigen Bauzeit einfach nicht realistisch.
Ein Schlauch, dem 50 Jahre Abwasser nichts ausmachen
Um die Rohrleitungen, deren Zustand alle 15 Jahre komplett von der Stadt überprüft und dann in Zustandsklassen von null (Sanierung nötig) bis fünf (Zustand einwandfrei) eingeteilt wird, in Stand zu setzen, kommt bei der Vorarbeit zunächst ein Roboter zum Einsatz. „Damit werden dort in den Rohren Hindernisse herausgefräst, da sie Risse in dem drei Millimeter dünnen Schlauch verursachen können. Darauf achten wir akribisch, bevor dann noch eine Kanalreinigung durchgeführt wird“, skizziert der Niederlassungsleiter von Rohrsanierung Jensen, Hans Püllmann, die Vorgehensweise seiner Mitarbeiter.
Im zweiten großen Arbeitsschritt wird dann der in Spezialharz getränkte Schlauch mit Hilfe einer Winde in die Schmutz- und Regenwasserleitungen, die am Nützenberg einen Durchmesser von 25 beziehungsweise 30 Zentimetern haben, gezogen. Im Anschluss wird über einen Kompressor Luft mit 600 bis 650 Millibar Druck eingeleitet, um den Schlauch aufzublasen. Püllmann: „Um das Harz in Form zu bringen, verwenden wir hier in Wuppertal ein lichtaushärtendes Verfahren. Dabei fährt eine Lichterkette durch den Schlauch und härtet das Material mit UV-Licht aus. Ein anderes Verfahren, das nicht so häufig eingesetzt wird, ist das wasseraushärtende. Hier wird dann beim Schlauchlining statt Licht heißer Wasserdampf zum Aushärten eingesetzt.“
Die Methode, die auf dem Nützenberg angewendet wird, hat dabei den Vorteil, dass die Fahrzeuge für die Kanalsanierung kleiner und daher besser für Einsätze in engbebauten Wohnquartieren geeignet sind. Bis das Harz auf 50 Metern Länge komplett fest ist, dauert es drei bis vier Stunden. Pro Tag, an dem der Betrieb der gesamten Anlage jeweils 3500 Euro kostet, können so 150 Meter Kanal saniert werden. „Das Material ist dann so fest und widerstandsfähig, dass der Hersteller einen Abwasserschutz von 50 Jahren gewährleistet“, berichtet Manfred Röttgers. Weil die Hausanschlüsse durch den verhärteten Schlauch zunächst blockiert sind, kommt im letzten Arbeitsschritt am Ende erneut ein Roboter zum Einsatz, der die Rohre wieder zentimetergenau freischneidet. Röttgers: „Das Schlauchlining bleibt bei der Kanalsanierung die schnellste und wirtschaftlichste Methode. Deshalb wenden wir sie in Wuppertal jetzt auch seit über 20 Jahren sehr erfolgreich an.“