Wuppertal Wuppertal auf den ersten Blick

Die Stadt hat unzählige Ortseingänge. Was diese vermitteln, ist durchwachsen. Der Verwaltung fehlt das Geld für Maßnahmen.

Drei unterschiedliche Eingänge von Wuppertal: Die Fahrt über die Jesinghauser Straße/B7, wo vor ein paar Jahren neugebaut wurde.

Foto: Anna Schwartz (2)/Archiv

Wuppertal. Es gibt keine zweite Chance für einen ersten Eindruck, heißt es. Das gilt für Begegnungen mit Menschen ebenso wie für Firmen und Produkte. Aber auch für Städte. Innerhalb von wenigen Sekunden hat man sich ein erstes Bild gemacht und einen Eindruck gewonnen, der sich schwer revidieren lässt. Und das stellt Wuppertal vor eine besondere Herausforderung. Denn das Zentrum des Bergischen Lands hat unzählige Zufahrten über Autobahnen, Bundesstraßen und Landstraßen, ebenso wie über Bahnhöfe. Die Eindrücke, die diese Orte wecken, sind grundverschieden.

An der Schmiedestraße, wo es eher ländlich aussieht.

Foto: Anna Schwartz (2)/Archiv

Wer etwa aus Haßlinghausen kommt und über die Schmiedestraße einfährt, hat einen ganz anderen Eindruck, als derjenige, der etwa über die A1 auf die Jesinghauser Straße/B7 kommt.

Und an der Carnaper Straße.

Foto: Anna Schwartz (2)/Archiv

Aus Richtung Haßlinghausen kommt man in ein dörfliches Wohngebiet mit Reihenhäusern, einem Friseur, einem Bäcker und einer Gaststätte. Ein Schild weist auf einen Stadtplan hin, an einem Stand werden Erdbeeren und Kirschen verkauft.

Wer hingegen von der A1 kommt und in Langerfeld abfährt, sieht ein Fast-Food-Restaurant, einen Neubau mit einem Fitnessstudio und eine Kfz-Werkstatt. Dazu kommen mit Unkraut bewachsene Bürgersteige. Was sagt das über eine Stadt? Und wie wichtig ist das?

Martin Bang, Stadtmarketing

Nader Fadl, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Marketing an der Universität Wuppertal sagt, dass jeder Erstkontaktpunkt Relevanz habe. Eine Stadt müsse sich fragen, wie sie sich darstellen und was sie wem vermitteln wolle — auch an den Eingangstoren. Immerhin, so die Statistik, pendeln täglich 56 000 Arbeitnehmer ein und allein 2015 hat es eine Viertelmillion Touristen gegeben.

Diesen Gästen einen guten Ersteindruck zu vermitteln bringt aber Probleme mit sich. Allein schon die Definition von Hauptzugängen zur Stadt ist nicht klar. Martin Bang, Geschäftsführer des Stadtmarketings, sagt, es habe immer wieder die Idee gegeben, Eingangstore zu definieren und mit Künstlern zu gestalten. „Aber woran soll man diese Punkte festmachen?“ Angesichts der vielen Zugänge, weiß keiner, wo die wichtigsten sind.

Abgesehen von dem künstlerischen Ansatz: Der Stadt fehlt das Geld für bauliche Maßnahmen. Martina Eckermann, Sprecherin der Stadt, sagt, dass es kein Geld für Einzelprojekte an bestimmten Stellen gebe. Fördergelder vom Bund und der EU seien immer an ganze Quartiere geknüpft — wie in Heckinghausen, Mirke oder am Arrenberg. Natürlich werde etwa Müll an den Zufahrten entfernt (Bürger können solchen melden unter Telefon 563-4000), aber sonst könne nichts getan werden.

Generell sieht Eckermann aber die Eingangstore und Landmarken auf einem guten Weg. Sie nennt die Technologieachse an der Parkstraße, das Bayer-Gelände an der B7 und den Ikea-Neubau in Nächstebreck. Sie nennt auch die Viadukte in Elberfeld und Barmen als Landmarken auf dem Weg von der Autobahn in die Stadt.

Christoph Grafe, Professor für Architektur

Dass davor aber etwa Ruinen wie das alte Prym-Gebäude an der Carnaper Straße stehen und den Eindruck trüben, liegt nicht in der Hand der Stadt. Dafür sind die Eigentümer verantwortlich. Das Gebäude wurde kürzlich verkauft. Die WZ berichtete.

Für die Stadt ist auch die Großbaustelle Döppersberg ein Weg, die Erstkontaktstellen mit Wuppertal zu verbessern. „Das wird eine extrem attraktive, zentrale Eingangssituation“, sagt Eckermann.

Allerdings verzögert sich der positive Gesamteindruck. Aktuell gibt es Streitigkeiten zwischen der Stadt und der Bahn, weil die das Empfangsgebäude erst später sanieren will.

Zwar sieht Marketing-Experte Fadl den neu gestalteten Döppersberg als positiv wahrnehmbares Eingangstor. Die Straßenzugänge sieht er dagegen differenziert. Die Quartiere seien sehr verschieden und ebenso die Kontaktpunkte dort. Daher sei es schwer, über die Eingangstore ein bestimmtes, einheitliches Bild zu vermitteln. Fadl sieht die Aufgabe eher darin, die positiv wahrgenommene Orte wie die Nordbahntrasse oder die Schwebebahn stärker im restlichen Stadtbild zu verankern.

Auch Martin Bang sieht eine Lösung für die durchwachsenen ersten Eindrücke eher in Hinweisen auf das Sehenswerte. Er sieht einen Bedarf an neuer Beschilderung. „Wenn die B7 wiedereröffnet wird, wird man die Beschilderung optimieren müssen.“ Er habe dafür aber kein Konzept. Das sei ein Prozess, der sich im Alltag entwickeln müsse.

Dass viele Eingänge in die Stadt als hässlich wahrgenommen würden, sei aber überall so, meint Martin Bang. Das habe mit den Strukturen von Städten zu tun. Die großen Zufahrten führten ja nicht direkt in die Innenstädte, sondern häufig zunächst an Gewerbegebieten vorbei. Er gibt zu bedenken: „Wenn man direkt von der A46 ins Briller Viertel könnte, würde da keiner mehr wohnen wollen.“