Corona Der Carnaper Platz wird zum Autokino

Ab dem 30. April wollen Mustafa El Mesaoudi, Inhaber der Kinos Cinema und Rex, und die Gaskessel Event GmbH ein Autokino betreiben.

Wie hier in Düsseldorf soll auch auf dem Carnaper Platz der Ton über das Autoradio kommen.

Foto: dpa/David Young

Ab dem 30. April wird der Carnaper Platz zum Kinosaal. Mustafa El Mesaoudi, Inhaber der Kinos Cinema und Rex, wird dort in Zusammenarbeit mit der Gaskessel Event GmbH für mindestens vier Wochen jeden Abend eine Vorstellung spielen und so das Kino in der Stadt wiederbeleben.

Seine Kinos wie auch das Cinemaxx und die anderen Kultureinrichtungen der Stadt sind seit dem 16 März geschlossen. So fehlt den Bürgern das Kino als Ort der Unterhaltung, und El Mesaoudi fehlt es als Broterwerb. Aber für El Mesaoudi ist Kino noch mehr: „Als Selbstständiger fehlt mir die Arbeit, ich will nicht von Entzugserscheinungen sprechen, aber ich will aktiv bleiben, ich brauche einen gesunden Stresslevel“, und er brauche die Beschäftigung mit Filmen.

250 Parkplätze stehen auf dem Carnaper Platz zur Verfügung

Die Idee stehe schon einige Zeit im Raum. Ursprünglich sollte das Kino am Gaskessel in Heckinghausen stattfinden. Christian Höher, Geschäftsführer der Gaskessel Event GmbH, sagt, er sei mit der Idee auf El Mesaoudi zugekommen. „Wir haben dann lange geprüft, ob wir das am Gaskessel machen können, wir haben aber hier nicht genug Parkplätze, die in Richtung Leinwand zeigen würden.“ Auf dem Gelände wären nur 60 bis 80 Plätze vorhanden – eben wegen der Ausrichtung. Trotzdem wollte Höher das Projekt mit dem Programmkino-Betreiber umsetzen.

El Mesaoudi habe dann die Stadtwerke nach dem Carnaper Platz gefragt. „Ich bin Fan des Carnaper Platzes, der hat mich seit meiner Jugend begleitet“, sagt er. Und die Stadtwerke hätten sofort positiv reagiert. Dort gibt es rund 250 Plätze. Elmar Thyen von den WSW sagt, man sei noch in Verhandlungen, aber die Konzepte seien sehr gut und die Idee sei toll für Wuppertal.

Auch bei der Stadt habe man offene Türen eingerannt und schnell positive Rückmeldungen bekommen, sagen El Mesaoudi und Höher. Die schriftlichen Genehmigungen stehen noch aus, wurden aber bereits zugesagt. Das bestätigt Ordnungsdezernent Matthias Nocke (CDU).

Nocke, der auch Kulturdezernent ist, sagt, es sei „großartig, dass ein erfahrener Cineast so etwas auf die Beine stellt“. Das Autokino sei eine Bereicherung für die Stadt. Und es sei eine schöne Art, den neu hergerichteten Platz zu nutzen. Der Carnaper Platz wurde im vorigen Jahr für 1,1 Millionen Euro saniert.

In Zeiten von Corona ist ein Autokino eine Möglichkeit, das Kontaktverbot einzuhalten und trotzdem Filme zu gucken. El Mesaoudi als Kinobetreiber hat die Verträge, um neue Filme zu zeigen. Er sagt, es soll jeden Tag eine Vorstellung geben. Er plant ein Programm, das kompatibel sei für alle Wuppertaler, ohne große Ecken und Kanten. Er nennt den neuen „Star Wars“, „Nightlife“ oder „The Gentlemen“. Trotzdem solle auch der Oskar-Gewinner „Parasite“ mit dabei sein. Und er denkt an besondere Vorstellungen wie den Peter-Fonda-Klassiker „Easy Rider“.

Der Aufwand sei groß. „Man muss ein komplett neues Kino an einem neuen Ort aufbauen“, sagt El Mesaoudi. Auch sei der Druck am Markt gewachsen, die Technik zu beschaffen – weil immer mehr Autokinos aufmachen. Aber die Leinwand – 16 mal 8 Meter – sei jetzt da, ebenso wie die Audiotechnik. Zuschauer werden über ihr eigenes Radio mit dem Kinosound versorgt. „Da gibt es keine Ruhestörung“, versichert El Mesaoudi. Und für den Fall, dass eine Batterie schlapp mache, könne überbrückt werden.

Angesichts der Corona-Bestimmungen müssen Ticket- und Essensverkäufe kontaktlos stattfinden. Dafür soll eine Internetseite eingerichtet werden. Tickets werden dort verkauft und sollen dann ausgedruckt oder auf dem Handy durch die Fensterscheibe vorgezeigt werden. Pro Auto (zwei Erwachsene und Kinder) soll das Ticket 24 Euro kosten. Popcorn oder Nachos sollen, wenn das von der Stadt abgesegnet wird, ebenfalls online vorbestellt und an einem zweiten Tisch ohne Kontakt eingesammelt werden.

Corona öffnet aber nicht nur Chancen, sondern kostet auch Kraft. Bisher könne er als Kinobetreiber die Schließung seiner beiden Häuser noch tragen, sagt El Mesaoudi. Auch weil er für seine Mitarbeiter Kurzarbeit habe anmelden können. Das Autokino koste mehrere Zehntausend Euro. Ob sich das rechne, wisse man erst am Ende, sagt er. Ein finanzieller Ausgleich für die vielen Vorstellungen in seinen Kinos sei das aber sicher nicht. Dafür reiche eine Vorstellung am Tag nicht.