Wuppertal bereitet sich auf weitere Flüchtlinge vor
Asylsuchende sollen in einem Fabrikgebäude an der Hastener Straße untergebracht werden. Der Kämmerer fordert mehr Geld vom Bund.
Wuppertal. Die Stimmung im Rathaus schwankt zwischen Erleichterung und Besorgnis. Einerseits ist Oberbürgermeister Peter Jung (CDU) erleichtert, dass „in Wuppertal ein Rad ins andere greift“. Denn das hat in den vergangenen 36 Stunden dazu geführt, dass 300 Flüchtlinge aus Syrien, dem Irak und aus Afghanistan ab Dienstag in den Sporthallen des Schulzentrums Süd anständig untergebracht werden können.
Besorgniserregend ist die finanzielle Belastung, die mit der Flüchtlingshilfe verbunden ist. Denn die wächst. Kämmerer Johannes Slawig rechnet für das nächste Jahr mit 34 Millionen Euro, die Wuppertal aus eigenen Mitteln aufbringen muss. 2017 könnte die Summe an 50 Millionen Euro heranreichen, fürchtet er. Umso aufmerksamer schauen Jung und Slawig nach Berlin. Dort hat die Große Koalition aus CDU und SPD in der Nacht zu Montag ein drei Milliarden Euro schweres Hilfspaket für Kommunen beschlossen. Das hört sich nach viel an, ist aber wenig. „Die Städte brauchen zehn Milliarden Euro“, sagt Slawig. Das Ergebnis aus Berlin bleibe weit hinter den Erwartungen zurück.
Aber selbst wenn es bei den drei Milliarden Euro bleiben sollte, heißt das noch nicht, dass die gesamte Summe auch bei den Kommunen ankommt. „Hoffentlich waschen die sich beim Land ordentlich die Hände“, sagt Jung. Er beklagte zuletzt immer wieder, dass zuviel Geld auf dem Weg vom Bund zu den Städten an den Fingern des Landes „kleben“ bleibe.
Unterdessen bereiten sich Stadtverwaltung und Hilfsorganisationen darauf vor, dass der Strom der Flüchtlinge nicht abreißen wird. Das Land geht davon aus, dass in den nächsten Tagen zum aktuellen Aufkommen noch einmal bis zu 5000 Menschen in Nordrhein-Westfalen untergebracht werden müssen. „Wir suchen weiter nach geeigneten Objekten“, sagt Sozialdezernent Stefan Kühn. Ziel sei, die Sporthallen im Schulzentrum Süd möglichst kurz nutzen zu müssen. An der Hastener Straße werde ein Fabrikgebäude hergerichtet. Es soll mit Ende der Herbstferien bezugsfertig sein.
Dennoch ist nicht sicher, dass es gelingt, die Sporthallen auf Küllenhahn wieder für den Schulunterricht nutzen zu können. „Wir versuchen das. Aberversprechen können wir es nicht“, sagt Stadtkämmerer Johannes Slawig. Derzeit wisse niemand, wie das mit der Unterbringung von Flüchtlingen weitergehe. „Der Bund muss sich besser organisieren“, forderte Slawig. Derzeit gebe es 250 000 Menschen, die von den Behörden noch nicht erfasst worden seien. Und täglich kämmen neue hinzu.
Diese Menschen werden in Erstaufnahmestellen oder in Notunterkünften des Landes wie der jetzt auf Küllenhahn untergebracht. Dort erwarten am Dienstag zwölf Ärzte vom Gesundheitsamt und von den Helios Kliniken sowie viele Helfer die Ankunft der Flüchtlinge.