Wirtschaft Bundestagskandidaten geben Auskunft zu Wirtschaftsfragen

Wuppertal · Die Bergische IHK lud zu einer Podiumsdiskussion – Unternehmer konnten sich einen Eindruck verschaffen.

Die Bundestagskandidaten kamen bei der Podiumsdiskussion von IHK und Wirtschaftsjunioren zusammen.

Foto: ANNA SCHWARTZ

Bevor die Kanzlerin endgültig geht, kann man sie ja noch mit einigen ihrer bekanntesten Zitate würdigen. Das dachte sich am Dienstag der Moderator des Parlamentarischen Abends der Bergischen IHK und Chefredakteur von Radio RSG, Thorsten Kabitz, und verteilte an die sechs heimischen Bundestagskandidaten der größten deutschen Parteien Aussagen von Angela Merkel.

Jürgen Hardt (CDU), Helge Lindh (SPD), Manfred Todtenhausen (FDP), Anja Liebert (Grüne) und Till Sörensen-Siebel (Linke) erhielten zum Auftakt der Diskussion in der IHK-Hauptgeschäftsstelle Zettel mit Zitaten der Kanzlerin, die sie vorlesen und kommentieren durften.

70 Unternehmer fühlten den Kandidaten auf den Zahn

Auf den CDU-Bundestagsabgeordneten Hardt fiel der Merkel-Satz: „Scheitert der Euro, scheitert Europa“ – ausgesprochen während der Finanzkrise. Hardt lobte die Aussage der Bundeskanzlerin und die Politik der gemeinsamen Verantwortung für die europäische Einheitswährung als „mutige Entscheidung“.

Das Merkel-Spiel bildete den Auftakt zu der Podiumsdiskussion, zu der die Bergische Industrie- und Handelskammer (IHK) sowie die drei regionalen Wirtschaftsjuniorenkreise die Kandidaten eingeladen hatten. Etwa 70 Unternehmerinnen und Unternehmer konnten den Bewerbern auf den Zahn fühlen und einen Einblick in deren wirtschaftspolitische Ausrichtung gewinnen.

Corona, Klimawandel
und weitere Themen

Moderator Kabitz ging in mehreren Runden und einem wahren Parforceritt durch die Themen: Corona und Bürokratieabbau, Klimawandel, Verkehrspolitik und CO2-Ausstoß, Steuern und Energieversorgung, nachhaltiges Wirtschaften und Innovationen, Protektionismus und internationaler Handel. Das Feld war weit, die Zeit für Antworten knapp bemessen, mehr als eine Skizzierung der politischen Vorstellungen war da kaum möglich.

Als Vertreter der CDU musste sich Jürgen Hardt unter anderem für Versäumnisse in Sachen Bekämpfung der Flutkatastrophe verantworten. Dabei ist Deutschland seiner Ansicht nach noch recht gut durch die Krise gekommen – „das heißt aber nicht, dass alles glattgegangen wäre“.

Fakt sei aber auch: Im Bundeshaushalt würden 300 Milliarden Euro zur Bekämpfung der Katastrophe bereitgestellt. Auch bei der Frage der Reduzierung des CO2-Ausstoßes warnte der Bundestagsabgeordnete, dass man die bisher erzielten Erfolge „nicht kleinreden“ solle.

Auch SPD-Bundestagsmitglied Helge Lindh – zwei Stühle entfernt sitzend und durch eine ungeliebte große Koalition im Bund mit der Union verbunden - bekannte sich zu einer pragmatischen Grundhaltung und warnte vor zu viel „Rigorismus“. So könne man zum Beispiel eine autofreie Innenstadt „nicht durchzwingen“ und in dieser Frage die Interessen der Bevölkerung und der Gastronomie ignorieren.

Todtenhausen will
„die Leute begeistern“

FDP-Mann Todtenhausen – ebenfalls MdB – bekannte sich zum Prinzip des freien Marktes und sprach sich gegen ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen aus. Sein Motto: Man „muss die Leute begeistern“, wenn man sie von etwas überzeugen und Dinge verändern will. Die Reduzierung der Kohlendioxid-Emissionen soll über den CO2-Zertifikatehandel und damit verbundene steigende Preise realisiert werden.

CO2-Reduzierung schön und gut, dachte sich da wohl Grünen-Frau Liebert – allein der Markt kann’s nicht richten. Der Staat müsse vielmehr Anreize setzen, damit die erneuerbaren Energien ausgebaut und dem Klimawandel etwas entgegengesetzt werden könne, sagte sie. Zudem müsse eine „neue Gründungsoffensive“ gestartet werden, damit Start-ups mit grünen Ideen stärker unterstützt werden könnten. 

Für mehr Mitspracherechte der Belegschaften in den Unternehmen machte sich Linken-Mann Till Sörensen-Siebel stark. Auch er plädierte für den Ausbau des Öko-Stroms.