Seit 50 Jahren ist das Modell Büssing für den Straßenverkehr zugelassen und fährt regelmäßig Touren Der Bus, der manchmal auch zum Filmstar wird

Wuppertal · Vor 50 Jahren erhielt der Bus seine Zulassung für den Straßenverkehr und fährt noch regelmäßig Touren. Sogar Joachim Krol saß schon am Steuer.

Der Wuppertaler Bus spielte zum Beispiel im Film „Der deutsche Freund“ (2012) eine Rolle. Hier die Dreharbeiten am Butzweilerhof in Köln.

Foto: SRV

Er ist das Flaggschiff der Tourbus-Flotte, Alterspräsident – und Filmstar. Der liebevoll gepflegte Bus, Modell Büssing, der Stiftung Regionale Verkehrsgeschichte hat schon einiges mitgemacht. Kein Wunder, hat das Fahrzeug doch vor nicht allzu langer Zeit einen runden Geburtstag gefeiert. Am 2. Oktober 1970 wurde das Fahrzeug erstmals für den Straßenverkehr zugelassen. „Und ist seitdem 50 Jahre ununterbrochen im Einsatz“, erzählt Detlef Kamp von der Stiftung stolz.

Sechs Fahrzeuge gehören zum Fuhrpark. Praktisch alle mussten schon mal eine Auszeit nehmen -  nur der Büssing 1090 nicht. „Eigentlich ist das ein Novum.“ Nur kleine Reparaturpausen blieben natürlich nicht aus. Auch aktuell steht das Gefährt still. Nicht nur wegen Corona. Ausgerechnet am Geburtstag selbst gab es einen kleinen Crash mit großen Folgen: Die Flanke wurde arg beschädigt. „Und versuchen Sie mal, Ersatzteile zu bekommen“, sagt Kamp. Bei anderen Oldtimer-Vereinen wurden die Wuppertaler schließlich fündig, zum Beispiel in Berlin. „Daher haben wir die neuen Fenstergummis bekommen.“ Alles in allem kostet es aber einen fünfstelligen Betrag, den Büssing wieder auf Vordermann zu bringen. Im April soll das Schmuckstück wieder Touren fahren, hofft Kamp. „Natürlich corona-konform“, kündigt er an. Dann dürfen sich die Teilnehmer sicher noch auf die eine oder andere Anekdote aus einem halben Jahrhundert freuen.

Zum Beispiel, dass mal ein deutscher Filmstar am Steuer des Oldtimers saß: Joachim Krol, bekannt unter anderem als Tatort-Kommissar. „Der ist sogar richtig gefahren“, erinnert sich Kamp an die Dreharbeiten zu „Der Krieger und die Kaiserin“. Bei den WSW wurde unter fachkundiger Anleitung geübt, „zum Beispiel wie man  richtig die Schaltung nutzt“, erzählt Kamp. Und natürlich musste alles richtig versichert werden.

Für „Der Krieger und die Kaiserin“ steuerte Joachim Krol den Bus

Aber auch wenn Tykwer sein Werk von 2000 gerne als „Heimatfilm“ bezeichnet, weil er Wuppertal mehrfach ins Bild brachte - die Szenen ziemlich am Ende des Film, in denen der Büssing 1090 seinen großen Auftritt hat, wurden nicht in der Schwebebahnstadt, sondern bei Dormagen gedreht. „Krol sammelt da Co-Star Benno Fürmann an einer Wiese ein“, erzählt Kamp.

Es blieb nicht das einzige Film-Engagement. Kamp und die Stiftung erhielten immer wieder Anfragen, sogar mal aus Wien, wo Dreharbeiten zu einem Film über den Terroristen Carlos stattfanden. „Das war dann aber doch zu weit“, so Kamp. Zuletzt spielte der Bus unter anderem 2017 in „Aufbruch in die Freiheit“ mit. Das ZDF-Drama, das sich mit dem Thema Abtreibung und dem Paragraf 218 beschäftigt, wurde zum Teil dann auch in Wuppertal gedreht, etwa am Arrenberg an der mittlerweile geschlossenen Metzgerei Stangs, die ebenso wie der Büssing perfekt als Kulisse für Deutschland vor 50 Jahren herhalten konnte.

Vor allem, sagt Kamp, sei der Bus aber natürlich für die Stiftung auf den Straßen des Bergischen Landes unterwegs. Vor allem für Charterfahrten. Sondertouren soll es bald zum Beispiel wieder über Beyenburg zum Wülfing-Museum nach Radevormwald geben. Dort wird auf dem Gelände der ehemaligen Tuchfabrik Johann Wülfing & Sohn ein Blick in die Industriegeschichte der Region geboten. Neben den Sonderfahrten gibt es auch ein regelmäßiges Programm, etwa mit der Wuppertour zum Brückenpark Müngsten und der Bergischen Museumsbahn oder der Bergischen Tour, wo unter anderem das Klingenmuseum angesteuert wird.

Allesamt ebenso wie die beliebten Stadtrundfahrten zum Bedauern der Stiftung aktuell allerdings wegen Corona ausgesetzt. Man hoffe aber, sie bald wieder anbieten zu können, sagt Kamp. Denn die Touren sind wichtig für die Stiftung: Die Einnahmen werden zurückgelegt für das große Ziel, das Forum für Mobilität. Eine Art Verkehrsmuseum, in dem die verschiedenen Transportmittel des Bergischen Landes - von der Schwebebahn bis zum Obus - präsentiert werden sollen. Noch ist das Zukunftsmusik, das Geld wird aber schon einmal als Teil des Eigenanteils gesehen, den die Stiftung beisteuern muss, wenn es mit einer Förderung für das Forum klappen sollte.