Eine Mutter berichtet von Gewalt im ÖPNV Wuppertal: Die Angst fährt beim Busfahren mit
Wuppertal · Für Stephanie Hackert und ihre beiden Söhne gehört die tägliche Busfahrt zur Grundschule am Schusterplatz fest zum Alltag.
Doch seit einiger Zeit hört sie von den Kindern immer wieder, ob sie nicht zu Fuß gehen könnten. „Das machen wir auch hin und wieder, aber die Zeit für einen 40-minütigen Spaziergang haben wir einfach nicht immer“, meint Hackert. Vorher sei es in der Buslinie 643 vor allen Dingen laut gewesen, wenn viele Schüler mitfahren. Doch mittlerweile werde es zunehmend unerträglicher. „Ich habe mich bereits an die WSW Mobil gewandt, aber eine richtige Antwort habe ich nicht erhalten.
Die Jugendlichen, die sie zwischen zehn und 15 Jahre alt schätzt, treffe man häufig schon auf dem Spielplatz am Schusterplatz, wo Kleinere dann beleidigt, schikaniert und teils auch körperlich angegriffen werden. „Das Verhalten setzt sich dann im Bus fort – mit allen anwesenden Fahrgästen.“ Angst und Unwohlsein empfinde nicht nur ihre Familie, auch bei den anderen Fahrgästen könne man ansehen, wie überfordert sie von der Situation seien und wie unwohl sie sich fühlten. „Es wird gebrüllt, mit wüsten Schimpfwörtern beleidigt, bedroht, mit Dingen durch den Bus geworfen, gegen Fensterscheiben geschlagen, Sitze blockiert.“ Wenn jemand etwas sage, habe das keinerlei Auswirkungen, es werde eher ins Lächerliche gezogen. Zuletzt wurden gar Leute am Aus- und Einsteigen gehindert. „Außerdem habe ich gehört, wie eine Frau mehrfach sagte, man solle endlich das Messer wegstecken. Ich habe, weil wir ganz vorne saßen, das auch noch mal lauter wiederholt, damit der Busfahrer das auch mitbekommt.“ Doch wie bei allen anderen Vorfällen gab es keinerlei Reaktion. „Wie kann das sein, dass es keine Konsequenzen für ein solches Verhalten gibt?“, fragt Stephanie Hackert.
Auf eine Anfrage unserer Redaktion schreibt WSW-Sprecher Rainer Friedrich: „Unser Fahrpersonal hat das Gefühl, dass der Umgangston in unseren Bussen und Schwebebahnen rauer geworden ist und die Menschen weniger Rücksicht aufeinander nehmen.“ Dennoch lasse sich die subjektive Wahrnehmung von Stephanie Hackert nicht in Zahlen belegen. „Monatlich gibt es zwischen fünf und sechs Vorfälle, die außergewöhnlichen Konfliktsituationen zugeordnet werden könnten“, so Friedrich. Seiner Aussage nach bemühe sich das Fahrpersonal, deeskalierend einzuwirken, könne vom Hausrecht Gebrauch machen und Personen aus dem Fahrzeug verweisen. Wenn das keinen Erfolg zeigt, könne die Leitzentrale eingeschaltet werden und etwa die Polizei hinzugezogen werden. Minderjährige müssen bei einem Verweis aus dem Fahrzeug allerdings an „berechtigte Personen übergeben werden“. Anzeigen können nur von der belästigten Person selbst gestellt werden.
Die Fahrzeuge seien zudem inzwischen videoüberwacht, das Material könne auch von der Polizei zur Beweissicherung angefordert werden. „Jährlich entstehen uns Kosten zwischen 25 000 und 30 000 Euro durch Vandalismus. Seit der Ausrüstung mit Videoüberwachung haben sich die Schäden aber wesentlich verringert.“ Regelmäßig werden Schulungen zum Verhalten gegenüber aggressiven Fahrgästen durchgeführt, ebenso wie Ersthelfer-Kurse. In aller Regel aber werde in „außergewöhnlichen Konfliktsituationen“ die Polizei verständigt. Zum konkret geschilderten Fall von Stephanie Hackert, der auch der WSW vorliegt, äußert sich das Unternehmen allerdings nicht.