Was glauben Sie denn? Wuppertaler Kirchenkolumne: Die Türen des Lebens offenhalten
Wuppertal · Macht hoch die Tür, die Tor macht weit… – vielleicht sind Ihnen die Klänge dieses sicher bekanntesten deutschen Adventsliedes noch im Ohr.
Am kommenden ersten Adventssonntag wird es sicher in vielen Gottesdiensten auch in unserer Stadt wieder aus voller Kraft angestimmt werden. Ohne dieses Lied wäre zum Beispiel der Adventskalender nicht denkbar: Viele kleine Türchen mit meist süßem Inhalt verkürzen die Zeit des Wartens auf Heiligabend, bis endlich die große Tür geöffnet werden kann. Tatsächlich, es wird wieder Advent – obwohl doch eben noch gefühlt Sommer war! Doch die Tage werden wieder kürzer, und das graue Dunkel draußen passt so allzu perfekt zur dunklen Stimmung und Lage in unserem Land und in vielen Teilen der Welt.
„Macht hoch die Tür, die Tor macht weit, es kommt der Herr der Herrlichkeit“ – dieses Lied schrieb der ostpreußische Pfarrer Georg Weissel 1623 in dunkler Zeit, als der Dreißigjährige Krieg seine Schrecken über Europa auszubreiten begann. Doch das Lied stimmt nicht ein in die Klage, sondern erzählt von einer großen Hoffnung. Mitten im Wüten und Toben der großen und kleinen Herren, Kriegsknechte und Tyrannen dieser Welt lädt es ein, die Türen zu öffnen für einen ganz anderen Herrn und sein Kommen.
Das Lied greift den Bibeltext auf, der seit alter Zeit das Evangelium für den ersten Adventssonntag ist: wie Jesus einzieht nach Jerusalem und wie die Menschen ihn dabei empfangen. Denn die Zeit des Advents war früher anders als heute noch nicht ein nach vorne verlängertes Weihnachten, sondern es war eine Zeit der Vorbereitung und des Wartens – auf das Kommen desjenigen, dessen Geburt im Stall in der Krippe in Bethlehem wir an Weihnachten feiern.
Denn in dieser Zeit geht es um uns selbst! Wer sind wir? Wo stehen wir gerade? Was hoffen wir – falls wir überhaupt noch etwas hoffen? Haben wir uns mit den Dingen und der Welt, wie sie nun einmal sind oder zu sein scheinen, längst abgefunden? Oder gibt es auch in unserem Leben noch eine ganz andere Kraft, vielleicht unerklärbar in ihrem Ursprung, aber doch stärker als all das Dunkel, das uns manchmal umgibt?
„Macht hoch die Tür, die Tor macht weit, es kommt der Herr der Herrlichkeit“ – leider ist der Advent nur allzu oft in die Fänge des Konsums und des Kitsches geraten. Nicht dass ein bisschen Kitsch und Konsum nicht auch manchmal ihr Gutes haben können! Aber das, was uns demnächst wieder aus allen Kanälen entgegenströmt, will uns allzu oft einfach nur zu dummen Konsumenten entmündigen und uns abhalten, die wirklich wichtigen Fragen zu stellen und die Augen zu öffnen. Doch wir Christen lassen uns nicht abbringen davon: Jenseits der trügerischen Verheißungen kommt einer, der unser Herz wirklich berühren will, dessen Licht stärker ist als alle menschliche Dunkelheit und der darauf wartet, dass er Platz findet auch bei uns. Ich wünsche Ihnen, dass die kommende Adventszeit in diesem Sinn für Sie eine gute Zeit wird, dass Sie auf ihn vorbereitet sind und die Türen Ihres Lebens für Ihn offenhalten!