Bestattung Wuppertal gehen die Sargträger aus

Rund 40 gehören zum Friedhofsverband. Nachwuchs wird dringend gesucht.

18 Euro bekommen die Sargträger pro Einsatz beim Wuppertaler Friedhofsverband.

Foto: dpa/Bernd Thissen

Früher war es eine Ehre, einen Menschen auf seiner letzten Reise zu begleiten. Gute Freunde oder Familienangehörige trugen den Sarg von der Kapelle zur Grabstätte. Heute übernehmen das in der Regel professionelle Sargträger. Würdevoll verrichten sie jeden Handgriff. Doch Nachwuchs für diesen durchaus anspruchsvollen Minijob fehlt an den Wuppertaler Friedhöfen.

„Wir suchen händeringend Sargträger, weil viele Kollegen schon etwas älter sind“, sagt Ingo Schellenberg, Geschäftsführer des evangelischen Friedhofsverbands Wuppertal. Meistens übernehmen Rentner diese Aufgabe. Denn Interessenten müssen an Wochentagen flexibel zur Verfügung stehen. Meistens finden die Beerdigungen zwischen 10 und 13 Uhr statt, manchmal auch schon um 9 Uhr. Donnerstage und Freitage sind etwas beliebter für Beerdigungen, weil dann entfernt wohnende Angehörige nach der Feier noch das Wochenende mit ihren Verwandten verbringen können. Wie viele Dienste ein Sargträger pro Woche absolvieren muss, ist jedoch sehr unterschiedlich: „Das variiert von einem bis zu neun pro Woche“, erzählt Schellenberg.

Rund 40 Sargträger gehören zum Friedhofsverband Wuppertal, der sich um 22 der 43 aktiven Wuppertaler Friedhöfe kümmert. Meist ist ein festes Team für ein oder zwei Friedhöfe zuständig. Drei oder vier Tage vor einer Beerdigung bekommen sie dann einen Anruf, dass ihre Dienste nötig sind. Es sind fast ausschließlich Männer. „In 30 Jahren hatte ich nur eine weibliche Bewerberin“, erzählt Ingo Schellenberg; obwohl theoretisch auch Frauen den Sarg tragen können. Sie müssen nur entsprechend stark sein.

Bei Sozialbestattungen werden nur vier Sargträger bezahlt

Meist tragen sechs Kollegen gemeinsam den Sarg aus der Kapelle zum Grab. Falls der Weg etwas weiter ist, stellen sie den Sarg auf einen Sargwagen und müssen ihn dann nur die letzten Meter zum Grab tragen. „Besonders anstrengend sind Sozialbestattungen – da werden nur vier Sargträger bezahlt“, informiert Schellenberg. Für eine Urne sind sogar nur zwei Träger nötig. Dort ist auch die körperliche Belastung deutlich geringer.

18 Euro bekommen die Sargträger pro Einsatz beim Wuppertaler Friedhofsverband. Die Kleidung dafür stellt ihnen der Arbeitgeber: Jeder Sargträger bekommt nicht nur einen dunklen Anzug mit schwarzem Hemd und Krawatte, sondern auch eine warme schwarze Winterjacke und ein Paar Sicherheitsschuhe. Ein Oberträger koordiniert jeweils sein Team. Kapellenwarte kommen etwas früher und bereiten die Kapelle für die Beerdigung vor. Sie drehen die Heizung auf, verteilen Liederbücher und nehmen bei Bedarf Kränze und Blumengebinde in Empfang. Freundlich gehen sie auf die Angehörigen ein, beantworten Fragen und bieten kleine Hilfestellungen an, etwa einen Stuhl für gebrechliche Trauergäste an der Grabstelle.

Viele der katholischen Friedhöfe haben die Sargträger-Organisation an die Firma Werner Drögemeier Gartenbau ausgelagert. Früher hatten bei den Katholiken oft die gemeindeeigenen Gärtner auch das Tragen der Särge übernommen. Als dann Drögemeier 2004 die gärtnerische Gestaltung übernahm, bekam er auch die Aufgabe der Sargträger dazu. „Wir haben eine Mannschaft von rund 22 Sargträgern plus drei Oberträger, die ihr Team organisieren“, erzählt Werner Drögemeier. Einige davon seien Rentner, andere Studenten, Schichtarbeiter oder Freiberufler, die sich etwas dazuverdienen wollen. Auch eine Studentin trug bei ihm einmal die Särge – „aber die war bald wieder weg“. 16 Friedhöfe betreut das Team von Drögemeier, ab Januar außerdem den Friedhof in Cronenberg. So sind die Sargträger meist gut ausgelastet und erreichen die Obergrenze des Minijobs. Bei Bedarf leiht der Gartenbauer seine erfahrenen Männer auch an den Friedhofsverband aus. Denn trotz teilweise hoher Fluktuation hat Drögemeier eine feste Stamm-Mannschaft an Sargträgern. Die Friedhofsgärtnereien in Cronenberg, Beyenburg und Vohwinkel haben (noch) eigene Sargträger-Teams.