Wuppertal hat die niedrigste Arbeitslosenquote seit 20 Jahren
Mit 8,7 Prozent ist der Wert deutlich besser als vor einem Jahr (9,5 Prozent). Das Problem ist der Anstieg der Unterbeschäftigten.
Die Arbeitslosenquote in Wuppertal ist von 8,9 Prozent im November auf aktuell 8,7 Prozent gesunken. Das ist der beste Wert seit 20 Jahren. 15 537 Personen waren laut der Agentur für Arbeit zum Jahresende arbeitslos gemeldet. Das waren 348 Arbeitslose weniger als im November und 1 298 Menschen weniger als vor einem Jahr. Im Dezember 2016 belief sich die Quote auf 9,5 Prozent.
„Das alte Jahr ging für den Arbeitsmarkt im bergischen Städtedreieck wie erwartet moderat zu Ende. Die Beschäftigung steigt auf neue Rekordwerte und die Arbeitslosigkeit sinkt“, sagt Katja Heck, Geschäftsführerin Operativ der Agentur für Arbeit Solingen-Wuppertal.
Die Agentur für Arbeit weist allerdings erneut auf die Kehrseite der Medaille hin: Die Zahl der registrierten Arbeitslosen veranschauliche nicht die gesamte Situation aller Jobsuchenden. Der Gesetzgeber habe festgelegt, dass auch Teilnehmer an Aktivierungs- oder Weiterbildungsmaßnahmen sowie Arbeitsgelegenheiten nicht als arbeitslos geführt werden, obwohl auch sie aktuell kein Beschäftigungsverhältnis haben. Unterbeschäftigt seien im Dezember demnach 31 413 Menschen in Wuppertal, das sind 1468 mehr als vor einem Jahr. Dieser Anstieg sei der höchste aller Städte in Nordrhein-Westfalen. Die Unterbeschäftigungsquote in Wuppertal beträgt 16,5 Prozent. Im Dezember 2016 lag sie bei 16,0 Prozent. „Im Dezember war es das erste Mal, dass die Zahl der Menschen in Maßnahmen die Zahl der registrierten Arbeitslosen übersteigt“, erklärt Katja Heck.
Konkret sind in Wuppertal 15 537 Menschen arbeitslos gemeldet und zusätzlich 15 876 Menschen befinden sich in Maßnahmen der Arbeitsmarktpolitik oder haben einen arbeitsmarktbedingten Sonderstatus, die sie nicht als arbeitslos zählen lässt.
In Wuppertal meldeten sich im Dezember 3 438 Personen neu oder erneut arbeitslos. Auf der anderen Seite konnten 3786 Personen ihre Arbeitslosigkeit beenden. Im Juni 2017 waren in Wuppertal 124 801 Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt, das waren 1 581 mehr als im März 2017 und sogar 4 212 mehr als im Juni 2016. Zum Vergleich: In den 1970er und 1980er Jahren waren es in Wuppertal rund 160 000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Die Verluste an Arbeitsplätzen durch den Strukturwandel konnten also bis heute nicht ausgeglichen werden. Jobs für Ungelernte oder Hilfsarbeiter gibt es auf dem Bau oder im produzierenden Gewerbe immer weniger. Entsprechend verschlechtern sich die Chancen für Menschen ohne Schulabschluss oder mit geringer Qualifikation. Um diesen Menschen beziehungsweise den Langzeitarbeitslosen überhaupt die Möglichkeit auf die Rückkehr zum ersten Arbeitsmarkt zu geben, stellt das Jobcenter Ausbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen bereit. In einem früheren Gespräch mit der WZ bezeichnete Thomas Lenz, Vorstandsvorsitzender des Jobcenters, diese Förderung als ganz wichtige Investition für Wuppertal: „Es geht nicht nur um die Vermittlung von Arbeitsplätzen, sondern auch um den sozialen Frieden und das soziale Klima in der Stadt. Niemand will in einer Stadt mit gigantischen sozialen Problemen leben“, so Thomas Lenz.
Arbeitgeber meldeten im Dezember 678 freie Arbeitsstellen. Insgesamt werden 2 313 Arbeitskräfte gesucht, das sind 461 Stellen oder 24,9 Prozent mehr als vor einem Jahr. Besonders gesucht sind Fachkräfte und Helfer in den Bereichen Verkehr, Logistik, Gesundheitsberufe, Maschinen- und Fahrzeugtechnikberufe, Mechatronik-, Energie-, Elektroberufe sowie in der Herstellung von Nahrungsmitteln.